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Channel: Ostschweiz - St. Gallen - Toggenburg
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Museum für Hauskultur

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EBNAT-KAPPEL. Einstige Toggenburger Hauskultur wird im Sommer an und in einem originalen, authentischen Ort gezeigt, im Ackerhus in Ebnat-Kappel. Derzeit werden die Zimmer im Inneren des Hauses thematisch eingerichtet. Eröffnung ist am Samstag, 18. Juni.

Vor einem schönen Haus stehen macht neugierig. Und unweigerlich fragt man sich dann, wie das Haus wohl inwendig aussehe.

Das traditionelle Toggenburger Haus gilt als schön: Es wirkt harmonisch, eigenständig, schmuck und sogar stolz. Schon sein Äusseres lässt ahnen, dass dessen Erbauer und erste Bewohner auch im Innern einigen Wert gelegt haben müssen auf eine schöne Ausstattung.

Wunderbare Schriften

Albert Edelmann war einer, der das bereits als ganz junger Mensch sah und merkte, dass die Toggenburger Hauskultur einst eine Blütezeit erlebt hatte, was man zu seiner Zeit nicht mehr wusste oder vielleicht auch nicht mehr wissen wollte. Und er begann dem nachzugehen. Fing an, Sachen zusammenzutragen, die in Vergessenheit geraten und auf den Estrichen gelandet waren. Er fand bemalte Truhen, die inzwischen heruntergekommen im Schweinestall als Futtertröge dienten. Er entdeckte alte Lieder, handgeschriebene Musiknoten oder wunderbare farbig gestaltete Schriften, farbenprächtige Möbel. Natürlich auch die Hausorgel, die ihm allerdings zunächst ein Rätsel war. Ein altes Weiblein brachte ihm ein Saiteninstrument, das er nicht einmal dem Namen nach kannte.

Und Albert Edelmann ging auf, dass Ulrich Bräker nicht wie ein Stern aus heiterem Himmel in eine Wüste gefallen sein konnte, sondern in eine kulturell absolut entwickelte Welt hineingeboren wurde, die ihn erst möglich gemacht hatte. 1952 wurde Albert Edelmann pensioniert und musste sein Dickener Bergschulhaus räumen mit dem gesamten Sammlungsgut, das sich 45 Jahre lang darin angesammelt hatte.

Ein Schoppen von 1830

Doch wohin damit? Glücklicherweise hörte er, dass in Oberhelfenschwil ein altes Toggenburger Haus abgerissen werden sollte. Er konnte es übernehmen und liess es in Ebnat im Acker wieder aufbauen. Alles brachte er im Haus unter.

Es fanden sich, als man das Innere des Hauses sichtete, insgesamt 23 historische Truhen darin, über 6000 Bücher und unendlich viele Kleinigkeiten wie zum Beispiel ein Kinderschoppen von 1830, ein komplettes Puzzlespiel aus der gleichen Zeit, über 200 Jahre alte Spielkarten, insgesamt zwölf Bilder von Babeli Giezendanner oder sogar ein messingbeschlagener Schellenriemen von 1788. Edelmann zog selber in dieses Haus, zusammen mit seiner langjährigen Haushälterin Ida Bleiker, und machte daraus ein Museum. Das funktionierte vier Jahrzehnte lang. Dann aber - Heimatmuseen kamen aus der Mode - schlief das Museum ein. Doch nun ist der Kulturverein Ackerhus daran, das Museum wieder aufzuwecken. Das gesamte Inventar ist gesichtet worden, registriert und digitalisiert. Was da alles zum Vorschein kam, aus den Seitenschlüffen, aus Kästen, Schachteln, Mappen und Mäppchen und gut vierzig Halszithern.

Doch wer hätte gedacht, dass der gesamte Nachlass des Armenhausmalers Felix Brander auftauche, oder dass der Urlaubsschein des Toggenburgers Friedrich Nüssli aus Neu St. Johann, der am Hof des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I. von Preussen als «langer Kerl» diente, vorhanden sei? Oder ein Selbstporträt von Hedwig Scherrer zwischen alten Zeitschriften?

Authentischer Ort

Die Zimmer im Ackerhus werden jetzt thematisch eingerichtet. So widmet sich die Firstkammer den Zeugnissen der Andacht sowie dem Erlernen des Abc zu Zeiten, als diese Kammern, die grössten Zimmer im Haus, diesen Zwecken gedient hatten.

Und es macht wirklich Freude, die einstige Toggenburger Hauskultur an und in einem originalen, authentischen Ort zeigen zu dürfen.


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