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Channel: Ostschweiz - St. Gallen - Toggenburg
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«Wäre es doch schon Mitte April!»

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Bald baut Martin Sailer zum dreizehnten Mal seinen Zeltainer in Unterwasser auf. Das Programm im Kleintheater beginnt am 22. April. Der Organisator schaut voller Vorfreude auf sein neues Programm, das 50 Anlässe umfasst.

Herr Sailer, in rund drei Wochen starten Sie in die 13. Saison mit Ihrem Kleintheater Zeltainer in Unterwasser. Was gibt es bis dahin alles zu tun?

Martin Sailer: Derzeit steht bei mir vor allem Büro-Arbeit an. Ich muss die Zeltainer-Anlässe in den regionalen Veranstaltungskalendern unterbringen, und zwar nicht nur im Toggenburg, sondern auch im Rheintal, im Linthgebiet und in St. Gallen. Intensiv wird's erst ab dem 18. April. In der Woche vor der Saisoneröffnung bauen wir zu sechst das grosse Zelt auf, das derzeit in einer Halle zwischengelagert ist.

Wie lange dauert dieser Aufbau?

Sailer: Wir beginnen am Montag, und es dauert rund zwei Tage, bis das Ganze steht. Weitere zwei Tage wenden wir für das Innenleben auf, für die Tribüne, die Bar und die weitere Einrichtung. Die erste Vorstellung steht am Freitag, 22. April, auf dem Programm. Dann tritt der Komiker und Zauberkünstler Michel Gammenthaler auf.

Aus welchem Grund haben Sie ausgerechnet Michel Gammenthaler für die erste Vorstellung des Jahres gebucht?

Sailer: Zum Auftakt tritt stets ein besonders bekannter Künstler auf. Dann kommen viele Leute, die Tribüne ist voll, und schon ist der Saisonstart gelungen. Michel Gammenthaler war schon mehrmals bei mir im Zeltainer, wir kennen einander bestens. Ich weiss daher, dass das gut kommt.

Wann haben Sie mit der Organisation des Programms 2016 begonnen?

Sailer: Vor rund einem Jahr. Es ist wichtig, langfristig zu denken und zu planen. Zusammen mit meiner Partnerin Katy Lazur und Freunden besuche ich zwecks Recherche diverse Vorstellungen von Komödianten und Musikern aus dem deutschen Sprachraum. Meistens merke ich ziemlich schnell, ob ein Künstler in den Zeltainer passt.

Wann ist dies der Fall?

Sailer: Komödianten müssen lustig sein. Wenn ich lache, dann passt es, dann engagiere ich diese Person. Wenn ich mich nicht amüsiere, wird nichts draus. Ich bin übrigens ein kritischer Zuschauer.

Orientiert sich das Zeltainer-Programm also an Ihrem persönlichen Geschmack?

Sailer: Ja, grösstenteils. Aber auch die Meinung meiner Partnerin ist wichtig. Zudem ist es entscheidend, ob ein Künstler oder eine Gruppe organisatorisch ins Zelt passt. Der Platz ist bekanntlich begrenzt.

Welchen Schwerpunkt haben Sie sich für das Zeltainer-Programm gesetzt?

Sailer: Cabaret und Comedy bilden den Schwerpunkt. Aber auch die Musik soll einen würdigen Platz erhalten. Manchmal müssen wir bei Konzerten die vorderste Sitzreihe wegräumen, damit das Publikum Platz zum Tanzen hat. Insgesamt finden dieses Jahr 50 kulturelle Veranstaltungen im Zeltainer statt.

Und auch der Sport kommt diesen Sommer nicht zu kurz, denn Sie veranstalten ein Public Viewing, bei dem Sie Spiele der Fussball-Europameisterschaft zeigen. Was bedeutet Ihnen dies?

Sailer: Ich bin Fussballfan, und natürlich ist es besonders schön, sich die Spiele auf Grossleinwand mit Gleichgesinnten anzusehen. Wenn ich das nicht machen würde, gäbe es dazu im Obertoggenburg keine Gelegenheit. Fussball ist für mich auch eine Art von Kultur, nämlich Volkskultur.

Welche Themen kommen bei den Gästen im Zeltainer gemäss Ihren Erfahrungen weniger gut an?

Sailer: Im Laufe der Jahre habe ich festgestellt, dass Veranstaltungen aus den Bereichen Theatersport und Poetry Slam im Toggenburg zu wenige Leute anlocken. Offenbar passt beides besser in die Stadt als aufs Land. Ich selbst bin ein grosser Fan von Theatersport und Poetry Slam, aber hier zeigt sich, dass Geschmack eben doch etwas sehr Persönliches ist.

Wer ist das Zielpublikum des Zeltainers?

Sailer: Alle, die sich für diese Veranstaltungen interessieren. Mir ist aufgefallen, dass auch jüngere Leute in den Zeltainer kommen. Natürlich sind unter den Stammgästen viele Einheimische. Doch auch Menschen aus dem Rheintal oder aus dem Linthgebiet sind im Publikum anzutreffen. Einzig den Stadtsanktgallern scheint der Weg nach Unterwasser zu weit zu sein. Das muss sich ändern!

In der Übersicht für die kommende Saison tauchen mehrere Namen aus dem Toggenburg auf: Der Schauspieler Simon Keller, die Perkussionisten Bubble Beatz, das Theater Tägg En Amsle. Das ist sicher kein Zufall.

Sailer: Für mich ist es Ehrensache, den lokalen Kulturschaffenden eine Plattform zu bieten. Und auch die zukünftigen Talente erhalten im Zeltainer eine Chance. Am 28. Mai führe ich einmal mehr die Veranstaltung Open Stage durch. Wie der Name schon sagt, ist dann die Bühne offen - offen für alle. Da kommen Leute, die singen oder musizieren. Andere lesen selbst verfasste und pointierte Texte vor. Auch Kinder dürfen auftreten. Es ist immer sehr spannend, einen solchen Abend mitzuerleben.

Und auch eine Eigenproduktion steht an. Mitte August wird das Kindermusical «Ein Pirat im Internat» gezeigt, das aus der Feder des Liedermachers Andrew Bond stammt. Wer wird an diesem Tag auf der Bühne stehen?

Sailer: Diese Eigenproduktion entsteht unter der Leitung meiner Partnerin Katy Lazur. Es ist ein Musical von und für Kinder, also werden Mädchen und Buben aus der Region auftreten. Bald beginnen wir mit der Suche nach Primarschulkindern, die mitmachen möchten. Unter anderem wird es in den Sommerferien eine intensive Probewoche geben. Darauf freuen wir uns schon sehr.

Welche Veranstaltung im Jahr 2016 ist ihr persönlicher Geheimtip?

Sailer: Es fällt mir schwer, mich zwischen Sarah Hakenberg und Olaf Bossi zu entscheiden. Beide sind deutsche Liedermacher, beide sind sehr lustig, ach, ich habe Tränen gelacht! Ich hoffe, dass die Leute nun auf meinen Geschmack vertrauen und sich dieses Spektakel gönnen.

Und wenn Sie an die vergangenen zwölf Zeltainer-Jahre zurückdenken: Welches Erlebnis ist Ihnen in besonderer Erinnerung geblieben?

Sailer: Das war ganz klar der Auftritt von Trudi Gerster vor einigen Jahren. Mehrmals hatte ich die alte Dame wegen eines Auftritts angefragt. Schliesslich sagte sie zu, unter der Bedingung, dass ich sie bei ihr daheim in Basel mit dem Auto abhole und am nächsten Tag wieder zurückfahre. Also machte ich das und verbrachte die unterhaltsamste Autofahrt meines Lebens. Trudi Gersters Auftritt im Zeltainer war dann aber sehr kurz - zum Glück hatten die Gäste Verständnis.

Haben Sie schon mal mit dem Gedanken gespielt, selbst einen Abend lang auf der Bühne Ihres Zeltainers zu stehen und die Leute zu unterhalten?

Sailer: Na ja, ich weiss nicht, ob es mir und dem Publikum wohl wäre dabei. Bisher begnüge ich mich mit den Ansagen zu den Künstlern. Den eigentlichen Auftritt überlasse ich lieber all jenen, die das am allerbesten können.

Die 13. Zeltainer-Saison dauert vom 22. April bis 1. Oktober. www.zeltainer.ch

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