NASSEN. Was am vergangenen Freitag auf dem Hof der Familie Alder über die Bühne ging, kam dem Empfang eines verdienten Sportlers - wie zum Beispiel Simon Ammann nach dem Gewinn seiner Olympiagoldmedaillen - schon sehr nahe. Andreas Wittenwiler, seines Zeichens Präsident des St. Galler Braunviehzuchtverbandes und damit höchster Züchter im Kanton, war aus Nesslau angereist.
Ein friedliches Tier
Sein Vorgänger Sepp Räss hatte die Fahrt von Lömmenschwil aus unter die Räder genommen. Heini Stricker ist Präsident der St. Galler Züchtergruppe und wohnt in Mörschwil. Vreni Wild als Gemeindepräsidentin und Martin Jud als Präsident des Viehzuchtvereins Mogelsberg hingegen hatten geradezu ein Heimspiel. Viele weitere Gäste aus nah und fern erwiesen Alders die Ehre.
Dabei hatte die Hauptdarstellerin mit Geburtsdatum 17. Juni 2013 fast ihre eigene Feier verpasst. Am Freitagmittag stand die Kuh Tulpe nämlich noch in Zug, wo sie nach ihrem Auslandaufenthalt die Quarantäne überstehen musste. «Erst am Freitagnachmittag konnte ich sie holen», erzählte Armin Alder, der zurzeit seine Zweitlehre als Landwirt absolviert. «Froh sind wir, dass sie alles gut überstanden hat.» Und wie: Wie wenn es das Selbstverständlichste wäre, liess sie sich aus dem Stall führen, posierte ohne Protest für die Gäste sowie fürs Bild und war damit endgültig zum Mittelpunkt des Interesses geworden. «Das ist typisch für Tulpe. Sie ist extrem ruhig, friedlich und zutraulich», ergänzte der Betriebsleiter Paul Alder.
Nahe am Zuchtziel
Voll des Lobes war Heini Stricker, Präsident der Züchtergruppe St. Gallen. «Tulpe ist eine junge Kuh, die in fast allen Teilen perfekt ist», sagte er. «Geniale obere Linie, schön aufgesetzter Widerrist, Lage und Breite des Beckens sowie der Rahmen prägen sie. Ihr Prunkstück ist das Euter, das perfekt sitzt. Die Zitzen sind ideal angeordnet. Sie kommt unserem Zuchtziel extrem nahe.»
Heini Stricker weiss, dass Tulpes Vater Bloomming ET viel zum Erfolg beigetragen hat. Besonders schön sei aber, dass Mutter und Grossmutter ebenfalls auf Alders Hof gross geworden seien.
Extrem nervös gewesen
«Tulpe war von Anfang an ein besonderes Kalb und Rind», erzählen Vater und Sohn Alder. «Alles stimmte an ihr.» Kein Wunder, dass sie auch bei anderen auf Interesse stiess. So durfte sie an den Swiss Classics teilnehmen, den Schweizer Meisterschaften der Braunviehkühe, wo sie in der Abteilung Zweite wurde und den Schöneuterpreis Junior gewann. Danach fiel sie an der Swiss Expo so positiv auf, dass Swiss Genetics und Braunvieh Schweiz sie nach Mendes in Südfrankreich mitnehmen wollten. Das liessen sich Paul und Armin nicht entgehen. «Wir waren extrem nervös, als der Wettbewerb lief. Entsprechend gross war unsere Freude und die der ganzen Familie, denn so eine Ehre erlebt man nicht alle Tage.»
«Schon stolz»
Der Sieg ist auch der Lohn für ihre Bemühungen, ihre Liebe zu den Tieren und ihrer Freude an der Zucht. «Nach 28 Jahren in der Viehzucht bin ich schon stolz, dass dies möglich wurde», ergänzte Paul Alder, der seinen Hof mit den 18 Kühen und ebenso vielen Tieren im Aufzuchtvertrag im Nebenerwerb betreibt. «Wir werden auf diesem Weg weitermachen und versuchen, robuste Kühe zu züchten, die aber keine Spitzenleistungen bringen müssen.»