KRUMMENAU. Es waren harte Schnitte, die das erfreulich zahlreich aufmarschierte Publikum im Saal der «Sonne» am Donnerstagabend zu hören bekam. Improvisierten Noldi Tobler, Ferdi Rauber und Andi Melzer doch gerade zu «Favela» (Antônio Carlos Jobim/Vinicius de Moraes, 1965) auf der Bühne, nahm sich das Trio eine Minute später den Italo-Schlager «Marina» (Rocco Granata, 1959) zur Brust.
Dann ertönt das archaische Didgeridoo - oder war's ein Alphorn, oder gar ein Zwitter? - und wird abgelöst von «Autumn Leaves» (Joseph Kosma/Jacques Prévert, 1945), ein Sprung über Kontinente und Kulturen. Zurück im Abendland säuselt ein Popsong durch den Raum, dann ein triefender Blues, den man auch schon von Eric Clapton gehört hat. Schlierenziehende Emotionen folgen auf rhythmische Latino- und Rockinterpretationen. Der Abend wird zum spektakulären Hüst und Hot der Rhythmen querbeet durch die Musikstile, eben: Qwärbeet.
Ein alter Kämpe
Qwärbeet sind der Mundharmonikavirtuose, Komponist und Musiklehrer Noldi Tobler aus Rickenbach, der Perkussionist, Tüftler und Instrumentenbauer Ferdi Rauber aus dem Neckertal, ein alter Kämpe wie Tobler, sowie der junge Jazzgitarrist, Komponist und Musiklehrer Andi Melzer aus dem Rheintal. Die Drei haben sich vor einem guten Jahr gefunden, probiert, wie das harmoniert, und beschlossen, ein Repertoire zu erarbeiten um bei Gelegenheit aufzutreten. Gelegenheiten habe es ein paar gegeben, meinte Noldi Tobler, es seien vorwiegend Auftritte vor geschlossenen Gesellschaften gewesen.
Ankündigung mit Mahnfinger
Das «Sunne-Donnschtig-Kultur»-Dinner-Konzert in der «Sonne» war also die erste Gelegenheit, das Trio zu erleben, zugleich auch die letzte im Toggenburg, denn weitere Anlässe seien (noch) nicht geplant. Die Ankündigung mit Mahnfinger genügte, um den Saal zu füllen, es waren denn fast alles Fans und Gefolgsleute der drei Musiker, die sich nach Krummenau aufmachten, um Musik und einen feinen Znacht zu geniessen. Für ihn sei das vorab ein grosser Spass, sagte Noldi Tobler, er der einzige, der nicht vom Auftreten leben muss, führt er doch eine gutgehende private Musikschule. Das sieht bei den anderen zwei schon ein wenig anders aus. Der Ältere, Rauber, ist Profimusiker, dem Auftritte bares Geld bedeuten, der Jüngere, Melzer, ist vorab daran interessiert, sich einen guten Namen zu schaffen. Ein heterogenes Trio also, das dieses Bild auf der Bühne aber gar nicht bestätigt, denn da wirkten die drei aus einem Guss. Mutig war auch das Programm, ganz im Sinn ihrer selbstauferlegten Aufgabe, sich quer durch die Beete zu spielen. Ein Programm, das vielleicht noch etwas Verfeinerung bedarf - es sei denn, die scharfen Schnitte zwischen den Beeten seien so gewollt.