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Neue Strategie auf guten Wegen

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Im letzten Herbst stellte die Bergbahnen Wildhaus AG ihr Infrastrukturprojekt vor. Die Arbeiten dafür gehen voran, und auch die Finanzierung ist angelaufen. Eine neue Sesselbahn könnte in der Saison 2018/19 ihren Betrieb aufnehmen.

WILDHAUS. Die Bergbahnen Wildhaus AG reagiert auf den langsamen Rückgang der Wintergäste. «Wir wollen wieder dorthin kommen, wo wir in den 1970er-Jahren waren», sagt Geschäftsführer Urs Gantenbein. Vor rund 40 Jahren hatte Wildhaus einen Namen als Winterdestination für Familien. Die Kinder lernten an den Hängen rund ums Oberdorf Skifahren, die Eltern genossen die Abfahrten vom Gamserrugg.

Erster Kontakt mit dem Schnee

Hier setzt «Wildhaus 2.0» ein, ein Projekt, das die strategische Ausrichtung der Unternehmung bestimmen wird. «Wir bringen den Mut auf, uns und unser Angebot konsequent auf eine Zielgruppe auszurichten», erklärt Urs Gantenbein. Auf der Tradition aufbauend, will die Bergbahnunternehmung Personen ansprechen, die in Wildhaus erstmals mit dem Schnee in Kontakt kommen. Dieses Segment umfasse weit mehr als nur kleine Kinder, die ihre ersten Schwünge auf den Ski machen. «Wir sprechen auch ältere Kinder an, die im Rahmen eines Schullagers den Wintersport kennenlernen, oder Erwachsene, die in unsere Region eingewandert sind und den Schnee erleben möchten», führt Urs Gantenbein aus. «Wildhaus 2.0» ziele nicht nur auf die Skisportler, sondern auf alle, die zum ersten Mal mit dem Schnee in Kontakt kommen. Er ist sich durchaus bewusst, dass diese Absicht Investitionen nach sich zieht. So ist geplant, vom Oberdorf auf die Freienalp eine neue Sesselbahn zu bauen, und vom Oberdorf zur Talstation Thur soll es die erste beschneite Schlittelbahn im Toggenburg geben. Dafür erneuert die Bahnunternehmung einen Teil der bestehenden Beschneiungsanlage.

Tellerlift statt Zauberteppich

Die Pläne für die neuen Anlagen sind bereits weit gediehen. Die neue 6er-Sesselbahn werde speziell kinderfreundlich, komfortabel und sicher gebaut, sagt Urs Gantenbein. «Wir haben uns für eine Bahn entschieden, bei der die Kinder nicht herunterfallen können.» Die Sessel sind mit einem Sicherheitsbügel versehen, der bei der Stationsausfahrt automatisch verriegelt. Damit das Einsteigen auch für kleine Gäste kein Problem darstellt, ist das Förderband in der Höhe verstellbar. Dass die Sessel mit einer Wetterschutzhaube versehen sind, versteht sich von selbst.

Der Bau der neuen Sesselbahn kompensiert drei heutige Skilifte, nämlich den «Thur», den «Gültenweid» und den «Freienalp». Ursprünglich sei vorgesehen gewesen, den Übungslift Oberdorf durch einen Zauberteppich zu ersetzen. Aufgrund von verschiedenen Rückmeldungen habe sich die Bahn aber entschieden, anstelle des bestehenden Lifts einen neuen Tellerlift zu bauen, sagt Urs Gantenbein.

See auch im Sommer nutzen

Um sich nicht alleine auf Skifahrer und Snowboarder zu fokussieren, investiert die Bergbahnen Wildhaus AG auch in eine beschneite Schlittelpiste. Diese wird gänzlich neben den Skipisten ins Tal geführt. Es komme zwar zu einer Berührung mit der neuen Trainings- und Ausbildungspiste, sagt Urs Gantenbein. Mit einem Schneetunnel soll diese Kreuzung aber für alle Beteiligten ungefährlich gemacht werden. Die Möglichkeit, die Schlittelpiste zu beschneien, und die Ausdehnung der Beschneiung zum Kinderland der Schneesportschule bringt unter anderem mit sich, dass die Beschneiung ausgebaut werden muss. «Wir werden den heutigen Speichersee Gültenweid erneuern und vergrössern», sagt Urs Gantenbein. Dieser soll zukünftig auch im Sommer genutzt werden können: auf der einen Seite wird ein Biotop erstellt, die andere Seite ist als Flachwasserzone geplant. Dort soll es einen Platz zum Verweilen geben, der touristisch genutzt werden kann. Verläuft alles plangemäss, kann im April 2018 mit der Umsetzung der geplanten Investitionen begonnen werden.

Familienhotel gibt Rückenwind

Urs Gantenbein ist überzeugt, dass es mit den Investitionen von rund 20 Millionen Franken gelingt, ein bestens auf die definierte Zielgruppe ausgerichtetes Angebot aufzubauen. Dies, ohne Stammkunden zu vernachlässigen, denn die bestehende Infrastruktur bleibt erhalten oder wird ausgebaut. «Das geplante Familienhotel in Wildhaus gibt uns Rückenwind und bestärkt uns, auf die Familien zu setzen», sagt Urs Gantenbein. «Wie auch wir sind die Investoren zum Schluss gekommen, dass das Toggenburg im Bereich der Familien und Vereine stark verankert ist und auch für die Zukunft grosses Potenzial hat.»

Derzeit sind die Verantwortlichen des Bahnunternehmens daran, die Planung voranzutreiben und die Finanzierung zu sichern. Diese basiere auf fünf Säulen, die sich zum Teil gegenseitig bedingen, erklärt Urs Gantenbein. Die Selbstfinanzierung laufe nicht wie gewünscht, da der vergangene Winter aufgrund der Schneesituation schlecht gewesen sei. Das Unternehmen erwartet Gelder von Bund und Kanton, und auch bei Banken sollen Kredite aufgenommen werden. Die vierte Säule ist die Erhöhung des Aktienkapitals. Die sei gut angelaufen und bereits zu mehr als der Hälfte erfolgt, freut sich Urs Gantenbein. «Es ist uns ein grosses Anliegen, dass unsere Unternehmensstrategie im Aktionariat und in der Region breit abgestützt ist.» Im weiteren setzt die Bahn auf so genannte strategische Partnerschaften. Dabei erhält die Bergbahnen Wildhaus AG Darlehen von Firmen über eine definierte Laufzeit. Die Verzinsung und die Amortisation laufen dann über Leistungen. «Es braucht noch viel Arbeit und Engagement von vielen auf allen Ebenen», ist sich Urs Gantenbein bewusst. «Wir arbeiten mit Volldampf daran, denn wir sind überzeugt, dass das Toggenburg diesen wichtigen Impuls braucht.»


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