LICHTENSTEIG. Es ist heiss in diesen Tagen. Doch die Badi oder die Thur dürfen vorläufig noch nicht interessieren. Denn erst heisst es: Plakatieren! Im Ensemble des Fahr.Werk.ö! müssen alle Hand anlegen, auch wenn der Sinn nach etwas anderem steht. Und so ziehen die acht Jugendlichen erst mal durchs Städtli und bringen Plakate an in den Schaufenstern. Theatersprecherin Pascale Cardoit meint dazu: «Eigentlich machen wir das gerne. Man lernt den Ort und die Leute kennen und man kann sie im Gespräch überzeugen, dass sie an die Vorstellung kommen und noch viele andere mitbringen sollen.»
Platz für sehr viele Zuschauende
Platz haben beim Bahnhof, wo heute und morgen abend die Vorstellungen stattfinden, viele Leute. Weil die Gaunerkomödie eine Open-Air-Aufführung ist und der Parkplatz vor dem Bahnhof gross, hätten sogar sehr viele Zuschauende Platz. Cardoit: «Das Publikum kann aber nicht an seinem Platz sitzenbleiben. Das Stück ist so angelegt, dass es ein paarmal den Stuhl zusammenklappen und den Ort wechseln muss.» Man spiele nicht nur Theater, sondern auch mit dem Ort, wo man das Schauspiel aufführt, sagt Cardoit. In Lichtensteig sei das noch spezieller als sonst, weil die Züge auf zwei Seiten fahren. Ausserdem gebe das altehrwürdige Bahnhofsgebäude eine wunderbare Kulisse ab.
Zum Tatort zurück
«Abgefahren!» heisst das Stück, das gespielt wird. Eindeutig zweideutig. Es ist eine Gaunerkomödie, sagt Pascale Cardoit: «Es geht um einen Postzugraub, der hier vor fünfzehn Jahren stattgefunden hat. Dabei wurde eine Million gestohlen.» Die Räuber sind mittlerweile aus dem Gefängnis entlassen worden und wollen nun an das Geld, das sie damals im Lichtensteiger Bahnhof versteckt haben. Doch dann quietschen die Bremsen - der Extrazug Moskau-Paris muss im Toggenburger Städtli einen Nothalt einlegen. Die Nerven liegen blank beim Bahnhofsvorsteher, beim Zugspersonal, bei den Passagieren und schliesslich auch bei den vier Gaunern. Sprecherin Cardoit: «Das Stück haben wir mit den Jugendlichen Anfang der Sommerferien erarbeitet. Es entstand aus Ideen und Improvisation. Nach einer Woche war in Winterthur die Premiere.»
Wie ein Zirkus strukturiert
Diese Woche spielte das 16köpfige Ensemble mit Jugendlichen zwischen 13 und 17 Jahren und acht Erwachsenen zwei Vorstellungen in Diessenhofen, nun zweimal in Lichtensteig, dann in Linthal. Für die Jugendlichen sei es eine Art Ferienlager, so Cardoit: «Sie lernen, wie man Theater macht. Aber sie lernen auch das Zusammenleben und dass dabei jedem auch eine Rolle ausserhalb des Theaterspielens zufällt.» Ein fahrendes Theater wie das Fahr.Werk.ö! - das bereits in seiner 17. Spielzeit steht - sei wie ein Zirkus strukturiert. Man ist zusammen unterwegs, arbeitet und lebt zusammen. Da gehört das Plakatieren dazu wie das Kochen und am Schluss des Abends das Geschirrwaschen. Zwischendurch wird fast jeden Tag ein gut einstündiges Stück gespielt - eben «Abgefahren!»