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«Signalwirkung und Solidarität»

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Zum geplanten befristeten Zentrum für Asylsuchende in der Unterkunft Breite in Bütschwil hat am Mittwoch ein Infoabend für die Bevölkerung stattgefunden. Die Stimmung war grösstenteils wohlwollend.

Rund 70 Interessierte fanden sich am Mittwochabend in der Turnhalle Dorf in Bütschwil ein. Sie alle wollten sich umfassend über das befristete Zentrum für Asylsuchende informieren, das von Anfang November 2016 bis Ende März 2017 in der Unterkunft Breite bei der Sportanlage eingerichtet wird. Es wird Platz bieten für 80 Frauen und Männer sowie durchgehend betreut und in Betrieb sein.

Die Verantwortlichen der Gemeinde hatten die Bevölkerung vor zwei Wochen per Mitteilungsblatt auf dieses Thema aufmerksam gemacht - zeitgleich ist ein Artikel im Toggenburger Tagblatt erschienen (siehe «Asylsuchende kommen nach Bütschwil», 8. September). Nach der schriftlichen Bekanntgabe stand nun eine Versammlung an, die laut Gemeindepräsident Karl Brändle dazu beitragen sollte, die Hintergründe aufzuzeigen und Fragen zu klären. «Als Signal gegenüber anderen Gemeinden und aus Solidarität sind wir bereit, die Unterkunft befristet zur Verfügung zu stellen», sagte er.

Karl Brändle trat jedoch nicht alleine vors Publikum in der Turnhalle Dorf. Als Referenten waren geladen: Jürg Eberle, Leiter Migrationsamt, Urs Weber, Leiter Asylabteilung und Asylkoordinator, Andreas Brunner von der Kantonspolizei St. Gallen sowie Vreni Wild, Gemeindepräsidentin von Neckertal. Sven Bradke führte als Moderator durch den Anlass.

Sich vorbereiten und flexibel sein

Zuerst zeigte Jürg Eberle vom kantonalen Migrationsamt auf, wie sich das Asylwesen hierzulande entwickelt hat. Im Jahr 2015 seien so viele Leute in die Schweiz eingereist wie seit dem Kosovokrieg 1998/1999 nicht mehr. «Diese Menschen stehen eines Tages einfach vor unserer Tür», sagte Jürg Eberle. «Wir müssen uns darauf vorbereiten und flexibel sein.» Der Amtsleiter wies darauf hin, dass 5,7 Prozent aller Asylsuchenden, die in die Schweiz kommen, dem Kanton St. Gallen zugewiesen werden. Der Platz in den Zentren sei mittlerweile knapp geworden. Darum habe man nach weiteren Unterkünften gesucht, die sich befristet dazumieten lassen. «Die Breite ist ein solcher Ort», sagte Jürg Eberle. «Die Grösse und die Infrastruktur entsprechen unseren Bedürfnissen, und die Verfügbarkeit ist in den Wintermonaten gegeben.»

Asylkoordinator Urs Weber erläuterte anschliessend einige Eckpunkte zur befristeten Nutzung. «Die Sicherheit gegen innen und aussen steht an erster Stelle», sagte er. Erreichen könne man dies in Zusammenarbeit mit der Polizei und den Justizbehörden - es werde Kontrollen und Nachtwachen geben. Urs Weber ging aber auch darauf ein, dass ein Zentrum für Asylsuchende kein Gefängnis sei: «Die Leute werden sich frei im Dorf bewegen - gewisse Gebiete, beispielsweise Schulareale, sind für sie aber tabu.» Die künftigen Bewohnerinnen und Bewohner der Breite - noch ist unklar, aus welchen Ländern sie stammen werden - müssen sich laut Urs Weber an die Hausordnung halten und beim Unterhalt der Schlaf- und Aufenthaltsräume mithelfen. Zudem werde es für sie Beschäftigungsangebote und Deutschunterricht geben. Für die Verpflegung der Asylsuchenden werde ein lokaler Lieferant engagiert, und wenn immer möglich, kaufe man vor Ort ein. «So bekommt das Dorf für sein Engagement etwas zurück», sagte Urs Weber. Und er betonte: «Es wird für Bütschwil-Ganterschwil keinerlei Ausgaben, sondern ausschliesslich Einnahmen geben.»

Abmachungen werden eingehalten

Oberleutnant Andreas Brunner von der Kantonspolizei St. Gallen erzählte daraufhin von seinen Erfahrungen mit anderen befristeten Zentren: Dort halte sich die Zahl der Interventionen und Straftatbestände in Grenzen. «Der Betrieb solcher Einrichtungen verläuft in der Regel problemlos.»

Die Gemeindepräsident von Neckertal, Vreni Wild, konnte den Worten von Andreas Brunner zustimmen. In der ersten Hälfte dieses Jahres hat es nämlich in ihrem Zuständigkeitsgebiet, in der Zivilschutzanlage am «Chrüzweg» in Brunnadern, eine befristete Asylunterkunft gegeben. Vreni Wild hat diese Zeit in guter Erinnerung: «Alles ist gut gegangen, die Abmachungen wurden jederzeit eingehalten. Das Dorf konnte von dieser Situation profitieren.»

Nach einer Stunde wurde die Diskussion eröffnet. Aus dem Publikum kamen ein Dutzend Fragen, Angebote und Stellungnahmen - mehrheitlich wohlwollend, selten kritisch. Zweimal wurde dem Gemeinderat gar zu seinem Entscheid gratuliert.

Sollten während des Betriebs der befristeten Asylunterkunft Fragen, Ideen oder Schwierigkeiten auftauchen, kann man sich an die Zentrumsleitung wenden. Deren Kontaktangaben werden rechtzeitig publiziert.

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