WATTWIL-KRINAU. Seit Jahren gehören sie zum Bild der Viehschau Wattwil: Die Schüler und Schülerinnen der Schulgemeinde Wattwil-Krinau. Sie machen mit ihren Begleitpersonen - ob Lehrerschaft oder Familie - einen grossen Teil des Bevölkerungsaufmarsches an der Viehschau Wattwil aus. Man darf sagen, dass wohl an keiner Viehschau im Toggenburg der nicht-landwirtschaftliche Anteil von Besuchern so hoch ist wie in Wattwil. Da trifft der legendäre Slogan der Gemeinde, «Stadt für Ländler, Land für Städter», für einmal zu.
Dies ist nicht zuletzt denjenigen Lehrpersonen und Bauernvertretern zu verdanken, die sich jedes Jahr aufs Neue mit viel Aufwand daranmachen, den Schülern mittels kleineren und grösseren Projekten die Landwirtschaft und ihren Alltag näherzubringen. Dies ist Öffentlichkeitsarbeit vom Feinsten, von beiden Seiten. Denn auch für die Bauernfamilien, die sich für diese Besuche der Kinder zur Verfügung stellen, bedeutet es einen nicht zu unterschätzenden Aufwand. Schliesslich muss die Sicherheit der Beteiligten gewährleistet sein, der Bauer muss eine geeignete Arbeit für die Schüler finden, das Wetter muss mitspielen und eine kleine Verpflegung sollte auch nicht fehlen.
Die Jahreszeiten auf dem Bauernhof erlebt
Die Idee für das diesjährige Projekt unter dem Titel Bauernjahr stammt wie bereits frühere Projekte von Hans Fluri, welcher gegenüber unserer Zeitung sagte, er habe das Projekt längere Zeit mit sich herumgetragen, bis es reif gewesen sei. Eine lange Vorlaufzeit für Information und Suche von Bauernbetrieben sowie Terminkollisionen zwischen Schulferien und Viehschaudatum hätten dazu geführt, dass diese Idee erst in diesem Jahr habe umgesetzt werden können.
Diverse Klassen sollten bei mehreren Besuchen Gelegenheit bekommen, den bäuerlichen Alltag einerseits unmittelbar auf dem Bauernhof kennen zu lernen. Andrerseits sollte dies im Zyklus des Jahres geschehen. Die Schüler haben also zu jeder Jahreszeit einen ausgewählten Bauernhof besucht und durften dort einiges über das Leben und Arbeiten in der Landwirtschaft erfahren und sogar etwas mithelfen. Diese Klassen sollten an der Viehschau ihre Besuche präsentieren. Dies durfte in Form von Plakaten, Bastelarbeiten oder Fotos sowie auf andere Art und Weise gemacht werden. Organisiert und umgesetzt wurde das Ganze im Vorfeld von einem dreiköpfigen Organisationskomitee, bestehend aus Peter Fritsche, Norbert Stieger und Cornelia Bösch.
Enorm kreativ umgesetzt von 17 verschiedenen Klassen und ihren Lehrpersonen, konnten die Besucher am Viehschautag am vergangenen Mittwoch faszinierende und gelungene Projekte anschauen. Es wurde gebastelt und gestaltet, beschriftet und fotografiert. Das Besondere am diesjährigen Projekt war denn auch, dass die Schüler den Bauernhof nicht nur im Schulzimmer kennen lernen durften, sondern die Arbeit und Freude an Bauernhoftieren, an Maschinen, an den produzierten Lebensmitteln und vielem anderen mehr direkt miterleben durften.
Tiere füttern und Kälbchen streicheln
Zur Auswahl standen unzählige Möglichkeiten: Tierfütterung und Tierpflege sowie Scheren und Klauenpflege oder Brennholzaufbereitung im Winter. Zäunen und Maschinen bereitstellen im Frühling, Heuen oder Emden im Sommer waren weitere attraktive Möglichkeiten, den Bauernhof kennen zu lernen. Ein Besuch auf der Alp, die Alpfahrt im Herbst, Früchte ernten oder die Vorbereitung auf die Viehschau und das Melken dürfen als Höhepunkte bezeichnet werden.
Gesucht waren Bauernfamilien in der Gemeinde Wattwil, die sich Zeit für die Schülerinnen und Schüler nehmen und ihren Betrieb für dieses Projekt zur Verfügung stellen. Die ersten Kontakte erfolgten bereits im Winter dieses Jahres, und im Hintergrund wurden viele Fäden gezogen. Die Familie Albert und Ursula Bösch, Schwantlen, Wattwil, beispielsweise bot einer Oberstufen-Klasse die Möglichkeit, unter anderem an der Alpfahrt auf die Alp Abschlagen teilzunehmen (siehe Interview).
Die Erst- und Zweitklässler vom Ricken blickten nach drei Bauernhofbesuchen auf ein spannendes Jahr zurück. Im Winter durften sie den Hof besuchen und dort die Kühe füttern und ein neues Lager für die Kühe herrichten. Das Highlight für die Kinder war sicher das Streicheln der Kälber, welche erst vor kurzem auf die Welt gekommen waren. «Am coolsten fanden wir, dass wir die Kälbli streicheln durften», sind sich Maurus und Ina einig. Im Frühjahr dann standen die Maschinen im Zentrum des Besuches der Klasse. Die Kinder durften sogar auf einem Traktor sitzen. Am besten aber hat zum Beispiel Jonas und Santiago der Besuch auf der Alp gefallen. «Ich fand es toll, dass ich dort die Kühe streicheln durfte und Sara uns die Namen der Kühe gesagt hat», berichtet Jonas. Die Kinder würden ein solches Bauernjahr jederzeit gerne wiederholen und freuen sich auf die Viehschau. Die älteren Schüler halfen beim Holzaufräumen im Schnee und haben dadurch auch das Harte an diesem Beruf kennen gelernt.
Projekt der Schulgemeinde ist gelungen
Betrachtet man die kreative Umsetzung dessen, was die Schüler bei diesen Besuchen erlebt haben, bedauert man beinahe, nicht selber bei den verschiedenen Besuchen auf den Bauernbetrieben dabei gewesen zu sein. Alles in allem darf das Projekt «Bauernjahr» der Schulgemeinde Wattwil-Krinau als überaus gelungene Sache bezeichnet werden, welche für beide Seiten - die Schüler wie auch die Bauern - ausserordentlich bereichernd gewesen ist und sicher auch zu einem guten gegenseitigen Verständnis der doch sehr unterschiedlichen Lebensweisen führen dürfte.