WATTWIL. Simon Walther fährt dann auf den Berg, wenn die Wanderer sich mit der Bahn wieder ins Tal tragen lassen. Meistens läuft er dann von der Station weiter, um einen anderen Blickwinkel auf die Landschaft zu bekommen. «Postkartensujets und blauer Himmel interessieren mich weniger», sagt der Fotograf und Grafiker bestimmt. Viel mehr achtet er auf Wolkenbilder und spezielles Licht. Solches wie bei der Dämmerung.
Um diese exklusiven Bilder einzufangen, nimmt Simon Walther viel auf sich. Er schleppt seine Ausrüstung - darunter eine Hasselblad-Kamera, Objektiv und ein Stativ - auf den Wanderungen mit, übernachtet in der freien Natur und nimmt sich Zeit. Viel Zeit. «Ich versuche, den richtigen Moment einzufangen», sagt er. Die Kamera erlaube es aber nicht, in Sekundenschnelle zu fotografieren. «Das wäre auch nicht mein Ding.» Seine Bilder sind weder Schnappschüsse noch Bilder, wie es sie zu Hunderten gibt. Sie sind akribisch gestaltet und durchdacht. Von seinen Touren kommt er mit nur wenigen Bildern zurück. «Häufig weiss ich vorher genau, wie mein Bild aussehen sollte», sagt Simon Walther. Da er aber in der Natur unterwegs ist, lässt sich nicht immer alles planen. «Ich drücke nicht auf den Auslöser, wenn der Hauptgipfel in den Wolken versteckt ist», erklärt er. Daher brauche er mitunter Geduld, bis seine Bilder gemacht sind. Und manchmal ärgert er sich, wenn er den Moment verpasst hat.
Kalenderfotos müssen zusammenpassen
Jede Woche, schätzt Simon Walther, ist er einen bis zwei Tage in den Bergen unterwegs. Dabei kommt ihm entgegen, dass er beruflich oft zwischen dem Toggenburg, dem Bergell und dem Berner Oberland pendelt. Im Laufe der Zeit haben sich so viele Bilder angesammelt. Nun hat sich der Fotograf und Grafiker entschieden, einen Bildkalender mit zwölf Fotografien aus dem Toggenburg zu veröffentlichen. Die Auswahl dafür zu treffen, sei nicht einfach gewesen. «Für mich war wichtig, dass die Bilder von den Emotionen her zusammenpassen», sagt er. Zu sehen sind Berge aus der Region, der Säntis, der Neuenalpspitz, der Speer und vor allem die Churfirsten. Sie seien schwierig zu fotografieren. Oder er habe den richtigen Standort noch nicht gefunden, sagt Simon Walter. «Frontal von der Sonnenseite her sehen sie für mich langweilig aus.» Sein Anspruch beim Fotografieren ist es, die Landschaft so einzufangen, wie sie ist. Die Bilder entstehen so, wie sie zu sehen sind, die Ausschnitte sind unverändert. Aber er spielt mit der Belichtungszeit. Weil er beim Fotografieren mit seiner Mittelformatkamera nicht direkt nach der Aufnahme das Bild anschaut, weiss er oftmals nicht, ob die Aufnahme gelungen ist. «Mittlerweile bin ich öfter mit dem Bus unterwegs, in welchem ich die Fotografien auf dem Laptop anschauen kann.» Für Simon Walther ist es ein Experiment, einen Kalender herauszugeben. Ob es fürs 2018 einen weiteren geben wird, weiss er nicht. Sicher ist aber, dass er auch im kommenden Jahr immer wieder seine Kameraausrüstung packt und in die Berge geht, um Bilder zu machen. Dann, wenn sonst niemand mehr unterwegs ist.