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Schräge Typen auf Alp Chatzebüel

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Mit einer grossartigen Premiere und zwei Zusatzvorstellungen zeigte die Theatergruppe Dicken das Leben auf der Alp wie es (nicht) ist. «Älplerläbe» ist eine Komödie mit Situationskomik und schrägen Figuren.

DICKEN. «Wie unhygienisch!», meckert Clarisse de la Fleur immer wieder. Das Star-Top-Supermodel ist sich andere Locations für seine Shootings gewöhnt. Die Toilette, das Haus, die Leute, der ganze Ort: unsauber, muffig, ja ekelerregend. Und dann lassen auch noch der Fotograf und die Visagistin auf sich warten, und der Handyempfang - eine Katastrophe. Doch Clarisse (Conny Bräker) muss ausharren und auf den Rest der Shooting Crew warten. Beim Manager beschweren wird sie sich, so viel ist klar, sofern sie jemals wieder von dieser Alp herunterkommt ohne Hautausschläge von den Kühen und der ganzen unhygienischen Umgebung.

Was noch vor wenigen Wochen noch nicht nach einem perfekt aufgeführten Lustspiel mit Witz und Verve aussah, zeigte sich an diesem Wochenende an drei sehr gut besuchten Vorstellungen in einem ganz anderen Bild. In den Sommerproben wurde noch emsig an den Texten gefeilt, das Schauspielern musste dem Auswendiglernen hintanstehen, und in vielen Szenen war man sich noch nicht über die Details einig. Es lief gar nicht nach den Vorstellungen des Regie-Duos Conny und Bates Schönenberger. Doch an der Premiere am Freitag war davon nichts mehr zu sehen und zu spüren. «Ein Ruck ging plötzlich durch die ganze Gruppe», sagte Conny Schönenberger, «so als hätten alle den Ernst der Lage doch noch erfasst!»

Drei prächtige Theateraufführungen

Ernst wurde die Lage, als die Zahl der Reservationen ständig stieg. Damit stieg auch der Druck auf das Ensemble, sich voll dem selbstgewählten Vorhaben hinzugeben, um eine perfekte Premiere auf die Bretter zu kriegen. Die acht Laienschauspieler aus Dicken und Umgebung enttäuschten schliesslich nicht und legten die besagte Performance auf die Bühne. Dank und Begeisterung des Publikums liessen nicht lange auf sich warten. Rundum perfekt liefen die Vorstellungen, so der Tenor derer, die an einer der drei Aufführungen dabei waren. Zu zwei gelungenen Abenden und der dritten Aufführung am Sonntagnachmittag trugen auch die vielen Helfer aus den Dickler Vereinen bei, die die Küche und den Service in der Halle schmissen. Erstaunlich, wie Zusammenhalt und Dorfgeist immer wieder für solch prächtige Anlässe Pate stehen können.

Zurück zur Handlung auf der Alp Chatzebüel: Wie das Fotomodell Clarisse, verirren sich ein paar weitere seltsame Figuren mit unterschiedlichen Absichten auf die Alp von Seppli (Rolf Helg) und Resli Krähenbühl (Vreni Schläpfer). Da sind die beiden altledigen Schwestern Trudi (Luzia Eicher) und Berti Gygax (Margrit Böni), die für eine Spendenaktion durchs Land pilgern, nebenher aber auch noch auf der Suche nach knackigen Männern sind. Dann der schusselige Bankräuber Leopold (Michael Bräker) und sein «Chef» Edi (Toni Ender), die sich auf der Alp vor der Polizei verstecken wollen und dabei ihre Beute verlieren. Schliesslich sucht das selbsternannte Medium Kalina Luna (Catrina Gaudenz) einen Platz, um ihre innere Mitte zu finden und ihr Tantra zu enthüllen. Ein bisschen viel Besuch an einem einzigen Tag für Resli und Seppli. Doch die beiden meistern die Lage mit stoischer Ruhe und viel naiver Weltentrücktheit. Auch der turbulenteste Tag geht einmal zu Ende - zu einem guten für alle Beteiligten am Dickler Älplerläbe am vergangenen Wochenende.


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