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Fortschrittliche Dorfbeiz

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Vor 25 Jahren verwandelte sich Peter Bösch vom Elektromechaniker zum Wirt. Das Ausgehverhalten hat sich in dieser Zeit verändert, doch stetige Anpassungen hielten die «Sonne» in Krummenau am Leben.

KRUMMENAU. Ein vollbesetzter Stammtisch, bedeckt mit Biergläsern und darüber eine dichte Rauchwolke: So erlebte Peter Bösch manchen Abend in der «Sonne» in Krummenau. Damals, Anfang der 1990er-Jahre, als er den Restaurantsbetrieb übernahm, traf man sich zum Feierabendbier - und blieb häufig bis nach der Polizeistunde sitzen. «Und ich war meistens auch dabei, denn als Wirt ist es meine Aufgabe, für die Gäste zu sorgen», erzählt Peter Bösch. Eine strenge Zeit sei das gewesen. Denn der gelernte Elektromechaniker stand nicht nur von 9 Uhr morgens bis gegen 2 Uhr nachts in der Gaststube. Fünf Jahre lang führte er daneben mit seinem Bruder das Sportgeschäft seines Vaters weiter. «Anstatt zu schlafen, verbrachte ich viele Nächte damit, Kanten zu schleifen und Ski zu wachsen», sagt er. Trotzdem ist Peter Bösch das Wirten nicht verleidet, so dass er in diesem Jahr sein 25-Jahr-Jubiläum feiern kann. «Ich war ein richtiger Quereinsteiger», sagt er von sich. Er besuchte während drei Monaten einen Wirtekurs, um das Handwerk zu lernen. «Aber ich bin überzeugt, dass man nicht lernen kann, ein Wirt zu werden. Das, was es dazu braucht, hatte ich in mir.» Darum wollte er als Wirt bei den Gästen sein und nicht in der Küche arbeiten.

«Ich würde gerne bei mir einkehren»

Peter Bösch nimmt sich selber als Massstab, wenn es um das Wohl der Gäste geht. «Wenn ich in ein Restaurant gehe, muss ich mich willkommen fühlen. Das ist mir wichtiger als gutes Essen», sagt er. Folglich bedient er seine Gäste, wie er selber bedient werden möchte. Nett und anständig zu sein, koste nichts, sagt er sich und seinen Mitarbeitern immer wieder. Er stelle sich öfter vor, dass er von seinen Gästen bewertet würde. «Ich glaube, dass wir gut abschneiden würden. Ich jedenfalls würde gerne bei mir einkehren.» Lob von den Gästen höre er immer wieder. Auch stelle er fest, dass er sich einen neuen Gästestamm erarbeiten konnte.

Im Laufe seiner Zeit als Wirt hat Peter Bösch einige Veränderungen erfahren. «Als die Handys immer mehr aufgekommen sind, hat sich das Ausgehverhalten verändert», bemerkte er. Früher hätten die Jungen nicht lange abgemacht, man habe sich in der «Sonne» getroffen. Manchmal seien sie danach weiter gezogen, oftmals aber auch hocken geblieben. «Heute treffen sich die Jungen meistens zu Hause und gehen dann direkt von da zu Parties.» Auch der Stammtisch sei immer kleiner geworden. Zum Glück habe er immer gespürt, wann er mit etwas aufhören müsse, bevor es zum Fiasko wurde, sagt er und nennt als Beispiel den Entscheid, sein Restaurant während der Fasnacht nicht mehr zu dekorieren.

Erstes Nichtraucher-Restaurant

Als einen Meilenstein sieht Peter Bösch, dass er in der «Sonne» in Krummenau ein Rauchverbot durchsetzte, lange bevor dieses offiziell von oben her verordnet wurde. «Ich hatte einige schlaflose Nächte deswegen», gibt der Wirt zu. Am Anfang hätten die Gäste dies nicht verstanden, aber er habe das gut kommuniziert und auch rigoros durchgesetzt. Die Konsequenz sei gewesen, dass er einige Gäste verloren habe. «Aber wir haben gleichzeitig die Gaststube renoviert und dies gab uns neue Gäste. Auf einmal waren wir nicht mehr eine Beiz, sondern ein Restaurant, in welches man zum Essen geht», blickt Peter Bösch zurück. Und entgegen aller Prognosen vom Anfang habe er gezeigt, dass auch ein Nichtraucher-Lokal überleben könne. «Heute ist dies aber längst kein Thema mehr.»

Einen Namen weit über die Region hinaus hat die «Sonne» mit den Konzerten im Saal. Angefangen hat Peter Bösch mit volkstümlichen Anlässen, später kamen Country-Konzerte hinzu. «Seit ich diese mit einem Essen kombiniere, kommen noch mehr Leute», sagt er und ergänzt, dass er an diesen Anlässen festhalte, um die Gäste auf den Saal aufmerksam zu machen. Mit dem Volkstümlichen hat Peter Bösch inzwischen aufgehört, dafür das SuDoKu, das «Sunne-Donnschtig-Kultur», eingeführt. Auch hier kombiniert er Essen mit einer kulturellen Darbietung. Diese kann auch von jungen Talenten bestritten werden. Das Konzept hat sich bewährt, und weil die Konzerte am Donnerstag stattfinden, gibt es kaum Konkurrenz mit anderen Veranstaltern.


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