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«Deine Welt und meine Welt»

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Das traditionelle Begegnungsfest in der Werkstatt im Rosengarten am 19. November will Einblicke in verschiedene Lebenswelten der Mitarbeitenden zeigen und Verständnis füreinander schaffen.

In einem Teil der Werkstatt im Rosengarten in Ebnat-Kappel wird grad jetzt die Arbeit zur Seite gelegt. Die Begleiterin hat ­einen Fragebogen vor sich. Er wurde in den vergangenen Tagen allen ausgehändigt, seien sie Mitarbeitende oder Begleitpersonen. Entlang von 17 Fragen soll sich über die vielen Facetten des persönlichen Alltags Gedanken gemacht und diese miteinander geteilt werden. «Was ist dir wichtig in deinem Leben?», heisst eine der Fragen. Die Antwort kommt wie aus dem Rohr geschossen: «Mein Zimmer.» Eine andere Mitarbeiterin wirft ein: «Die Arbeit hier im Rosengarten.»

Vielseitige Landkarte

Am Begegnungstag werden die verschiedenen Ansichten, Wünsche und Forderungen auf einer Lebenswelten-Karte den Interessierten präsentiert. Gespannt, erfreut und wohl erstaunt wird man dann feststellen, dass deine Welt manchmal ganz nah an meiner Welt ist. «Und es kann gleichzeitig das Verständnis dafür wachsen, dass das, was ich meine, nur gerade meine Wahrnehmung ist», sagt Rosmarie Altenburger, Leiterin der Werkstatt im Rosengarten. Mit dieser Einsicht wachse das Verständnis für unterschiedliche Menschen, mit unterschiedlichsten Ansichten. Je grösser diese Einsicht werde, desto weniger bestehe die Gefahr, dass «andersartige Menschen» ausgeschlossen werden, fügt sie an. Dass die Nachfrage nach sogenannt einfacher Arbeit zurückgeht, macht auch vor der Werkstatt im Rosengarten nicht Halt. Umso mehr wird es in Zukunft wichtig sein, für Menschen mit Beeinträchtigungen oder Menschen, die aus dem ersten Arbeitsmarkt herausgefallen sind, dass ihr Wirken und die Gestaltung ihres persönlichen Alltags mit Wertschätzung betrachtet werden. «Wir alle brauchen Akzeptanz in unserer Lebenswelt», so Altenburger. Dabei verschweigt sie nicht, dass auch die Werkstatt im Rosengarten wirtschaftlich rechnen muss und froh darüber ist, in speziellen Situationen auf Spendenbeiträge zurückgreifen zu können.

Die soziale Arbeit spricht in einem ihrer Modelle von der «Orientierung an der Lebenswelt». Sie meint damit, dass jeder Mensch eigenständig seine Welt in seinen Möglichkeiten und seinen Begrenzungen wahrnimmt und lebt. Niemand anderer kann dies so unmittelbar tun. Diese Einsicht fordert Respekt vor Lebensentwürfen und Einsichten des gegenüberstehenden Menschen und gibt ihm auch die Verantwortung dafür, eigene Strategien und Lösungsmöglichkeiten im Alltag zu finden. Begleitpersonen unterstützen ihn darin, den eigenen Weg zu sehen und zu gehen. In der Werkstatt im Rosengarten, in der rund 60 Leute mit den unterschiedlichsten Kompetenzen aus ihren Lebenswelten der Arbeit nachgehen, entsteht täglich eine bunte, grossartige Landkarte.

Der Begegnungstreff ist jedes Jahr ein erfreulicher Anlass. Ab 13.30 bis etwa 19 Uhr ist die Ra­clettestube in Betrieb. Zudem stehen der Crêpestand, Kaffee und Kuchen bereit und die Diashow gibt Einblick in die vergangenen Jahre. Die WWG-Gruppe hat Digeridoos hergestellt, die alle zum Ausprobieren bereitstehen und auf den Verkauf warten. «Wir freuen uns auf unsere alljährlichen treuen Gäste», so Altenburger, und «natürlich auch auf neue Gesichter», fügt sie an und schmunzelt.

Musikalische Darbietungen Digeridoo: von 14 bis 14.30 Uhr; 15.30 bis 16 Uhr, 17 bis 17.30 Uhr. Hackbrett: 14.45 bis 15.15 Uhr sowie 16.15 bis 16.45 Uhr.

Kathrin Burri redaktion@toggenburgmedien.ch


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