Sabine Schmid
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Der Aufmarsch an der Bürgerversammlung war sehr gross. Der Platz im Saal des Chuchitobels reichte nicht aus, um allen 315 Bürgerinnen und Bürgern und den vereinzelten Gästen einen Sitzplatz zu bieten. Kurzerhand wurden weitere Stühle im Foyer aufgestellt. Von Interesse war vor allem der Antrag des Gemeinderats, bei der Bergbahnen Wildhaus AG (BBW) Aktien im Wert von 500000 Franken zu kaufen. Gemeindepräsident Rolf Züllig schickte in seinen einleitenden Worten voraus, dass es nicht um einen Wettstreit zwischen den in der Gemeinde ansässigen Bahnunternehmen gehe. «Der Gemeinderat möchte die notwendigen Investitionen der BBW unterstützen und erwartet eine Gegenleistung in Form einer Dividende und weiterer Wertschöpfung in der Gemeinde.»
Fusion als Bedingung für den Aktienkauf
Einer der Bürger, die sich zu Wort meldeten, wollte den Aktienkauf an Bedingungen knüpfen. Er beantragte, dass die Aktien erst dann gekauft würden, wenn die Zusammenarbeit der BBW und der Toggenburg Bergbahnen AG (TBB) und insbesondere der Tarifverbund schriftlich in einem Vertrag vereinbart sind und mittelfristig eine Fusion der Unternehmen angestrebt werde. Rolf Züllig entgegnete, dass es einen solchen Vertrag bereits gebe. Eine Fusion könne nicht von der Gemeinde verlangt werden, diese müsse von den Bahnunternehmen angestossen werden. Diese seien im Moment aber nicht fusionswillig, stellte Rolf Züllig fest. Ein weiterer Bürger beantragte die Rückweisung des Geschäftes, da das Risiko für die Gemeinde nicht bekannt sei, falls die BBW Konkurs gehe. Auf beide Anträge wurde nicht eingetreten.
Unter den Bürgern gab es aber auch Befürworter. So sagte Kantonsrat Martin Sailer, dass jeder Franken, der ins Tal investiert werde, ein guter Franken sei. Ebenso sei jeder Franken, der von Bund und Kanton ins Tal fliesse, ein guter Franken. Auch für den Aktienkauf votierte Kantonsrat Mirco Gerig. «Auf der Bank bringt das Geld nichts, bringen wir es lieber auf den Berg.»
Nach einer Stunde war die Diskussion erschöpft. Mit einer überragenden Mehrheit stimmten die Anwesenden dem Aktienkauf in der Höhe von 500000 Franken zu.
Munzenrietstrasse wird umgelegt
Weniger Diskussionen gab es um das zweite Gutachten, die Umlegung der Munzenrietstrasse im Bereich des Zwinglihauses. Der Gemeinderat beantragte dafür einen Kredit über 550000 Franken. Die Verlegung der Strasse diene der Sicherheit der Fussgänger, argumentierte Rolf Züllig. Zudem soll die Strasse im Hinblick auf den Neubau des Schulhauses und eines Hotels verbreitert werden. Die definitive Führung sei noch offen, denn man wolle auf die Pläne der evangelischen Kirche für das Zwinglizentrum Rücksicht nehmen. Ein Bürger hielt fest, dass nicht der besagte Streckenabschnitt das Problem sei, sondern der Abzweiger von der Hauptstrasse in die Munzenrietstrasse. Er erteilte dem Gemeinderat den Auftrag, innerhalb der nächsten drei Jahre den Bürgern für diese Stelle eine Lösung zu unterbreiten.
Keine Diskussion gab es um das Budget für das kommende Jahr. Die Gemeinde Wildhaus-Alt St. Johann rechnet mit einer leichten Erhöhung von zwei Prozent beim Aufwand. Hervorgerufen wird dieser durch mehrere kleine Budgetposten. Beispielsweise wird im Kindergarten Wildhaus eine neue Klasse geführt. Für die Sanierung von Bergwegen sind netto 53000 Franken vorgesehen. Die prognostizierten Ausgaben werden mit den Steuereinnahmen und den Beiträgen aus dem Finanzausgleich gedeckt, so dass weder mit einem Ausgaben- noch mit einem Einnahmenüberschuss gerechnet wird. Die Bürger hiessen den Voranschlag gut, ebenfalls den Steuerfuss, der bei 148 Prozent bleibt.