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Von Engeln, die nicht singen wollen

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Zum sechsten Mal fand in der evangelischen Kirche Wattwil das Weihnachtssingen statt. Hundert grosse und kleine Sängerinnen und Sänger aus sechs Chören luden zum Mitsingen ein - mit hörbarem Erfolg.

Peter Küpfer

redaktion@toggenburgmedien.ch

Die in der evangelischen Kirche Wattwil sich ausbreitende Weihnachtsstimmung ergab sich von allein, nach einem uralten Rezept: mit gemeinsamem Singen im Advent. Dass es immer noch schmeckt, bewies das Publikum. Es füllte das enorme Kirchenschiff bis zum letzten Platz mit Singfreudigen aller Generationen. Zum gemeinsamen Singen hatten eingeladen der Männerchor Wattwil (Lt. Margret Herzog), der Frauenchor Wattwil (Lt. Romana Ciganovic), der Katholische Kirchenchor Wattwil (Lt. Brigitte Scheiwiller), der Evangelische Kirchenchor Mittleres Toggenburg (Lt. Heidi Bollhalder), der Männerchor Krinau/Rietwies (Lt. Josef Bernet) und der Kinder- und Schülerchor Wattwil (Lt. Teresa Kressig und Cornelia Tobler).

Kanon: Gebet und gleichzeitiges Manifest

Die über hundert Sängerinnen und Sänger der genannten sechs Toggenburger Chöre traten in wechselnder Konfiguration auf. Zur Eröffnung brachten die gesammelten Erwachsenenchöre die herrliche Weihnachtsmotette «Psallite» von Michael Praetorius zum mächtigen Erklingen, unter leichter Vorherrschaft der männlichen Stimmen. Dann gesellte sich frisch und unbeschwert heraussingend der Kinder- und Schülerchor Wattwil hinzu. Die jugendlichen Sängerinnen und Sänger eroberten sofort die Herzen des Publikums, das sich von ihnen und ihrem Gesang gerne anstecken liess. Schon bald sangen viele kräftig mit.

Mittendrin aufgehört zu singen

Besonders machtvoll und eindrücklich war als gemeinsamer Gesang der das Kirchenschiff durchbrausende dreistimmige Kanon «Dona nobis pacem». In seiner vollendeten Harmonie und der von allen Singenden mitgestalteten Innigkeit war der Kanon gleichzeitig Gebet und, in der so wenig friedvollen Welt, auch Manifest: «Herr, schenke uns Frieden!» Dazwischen hatte auch Moderneres Platz sowie Lieder aus anderen Sprachen und Traditionen, sowohl in den stilvollen Vorträgen der Chöre als auch bei den gemeinsam gesungenen Liedern. Einen nachdenklichen Kontrapunkt zur ganz unproblematisch erklingenden Vorweihnachtsfreude setzte Peter Ledergerber, der eine kurze Weihnachtsgeschichte vortrug. Sie stammte von Werner Reiser, während vieler Jahre war er evangelischer Pfarrer am Basler Münster gewesen.

Unter den himmlischen Heerscharen, die in der Heiligen Nacht über dem Stall von Bethlehem Gott lobpriesen, sei auch ein kleiner Engel gewesen. Der hörte mitten im Gesang plötzlich auf zu singen, was unangenehm auffiel. Ein Grossengel stellte den verstummten kleinen Engel zur Rede und erfuhr von dem kleinen Engel Überraschendes. Als er habe «Friede auf Erden unter den Menschen» singen müssen, habe seine Stimme versagt, erklärte er. Denn das stimme ja gar nicht, dieser Frieden, ganz im Gegenteil. Zum Glück war der Grossengel um eine Antwort nicht verlegen (siehe Infobox).

Das Wattwiler Adventssingen klang mit dem Dank an die beteiligten sechs Toggenburger Chöre und ihre musikalischen Leiterinnen und Leiter aus und schloss auch die vielen Mithelfenden mit ein. Dann durchdrang ein aus mehreren hundert Kehlen gesungenes macht- und klangvolles «Oh du fröhliche» durch das riesige Kirchenschiff, ein eindrücklicher Abschluss für die Zuhörenden.


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