Urs M. Hemm
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Es bestehe heutzutage immer mehr das Bedürfnis, sagte Mathias Müller in seinem Grusswort, möglichst lange zu Hause leben zu können und weder in ein Alters- noch in ein Seniorenheim umziehen zu müssen. «Man will so weit es geht selbständig und selbstbestimmt leben», sagte der Lichtensteiger Stadtpräsident. Um das den Menschen zu ermöglichen, sei das Konzept der Zeitvorsorge genau die richtige Lösung. «Bei der Umsetzung der Zeitvorsorge wollten wir jedoch nicht etwas Neues erfinden, sondern uns auf Bewährtes abstützen. So sind wir auf die Organisation Kiss gestossen», erläuterte Müller. Vor allem die Einfachheit des Systems und dessen unkomplizierte Handhabung hätten überzeugt. «Jede Stunde ist gleich viel wert - unabhängig davon, ob jemand Unterstützung in EDV-Fragen bietet oder den Rasen mäht.» Das Ziel jedoch sei - und deshalb heisse die Genossenschaft nicht Kiss Lichtensteig, sondern Kiss Toggenburg -, dass sich dieses Konzept über die ganze Region verbreitet.»
Modell mit grossem Potenzial
Sabina Ruff, Leiterin des Amts für Gesundheitsvorsorge des Kantons St. Gallen, nannte es in ihrer Ansprache eine Ehre, an der Gründungsfeier der ersten Kiss-Genossenschaft im Kanton St. Gallen teilnehmen zu dürfen. «Das genossenschaftliche Modell hat im Vergleich zu anderen Zeitvorsorgemodellen grosses Potenzial und ich bin davon überzeugt, dass es ausstrahlenden Charakter haben wird», sagte sie. Daher werde der Kanton diesem Projekt auch Mittel zur Verfügung stellen. «Es geht aber nicht darum, dass wir definieren, was Sie brauchen, sondern wir wollen hören, was Sie benötigen und Sie dazu befähigen, sich selbst zu organisieren.»
Danach folgten Grussworte von Susanna Fassbind, Mitbegründerin und Ehrenpräsidentin von Kiss, und des aktuellen Präsidenten Ruedi Winkler. Theo Wehner, emeritierter Professor der ETH Zürich, hielt ein kurzes Referat zum Wert von Freiwilligenarbeit in unserer Gesellschaft (siehe Befragt).
Wirkung in allen Lebensbereichen
Für den Präsidenten der Genossenschaft, Roland Walther, stehen drei Punkte im Vordergrund: Kiss ist ein generationenübergreifendes Nachbarhilfeprojekt. «Dass Jung und Alt zusammenarbeiten, muss die Zukunft sein, anders kann unsere Gesellschaft gar nicht mehr existieren», sagte Walther. Des Weiteren fasziniere ihn die Solidarität in den verschiedenen Lebensbereichen, in den Quartieren, im Städtli, die dieses Modell erfordere. «Dabei reden wir nicht nur von ausgesprochener, sondern von gelebter Solidarität.» Das Dritte, was ihn an seinem Amt reize, sei, dass so der Politik gezeigt werden könne, wie wertvoll Freiwilligenarbeit in der heutigen Zeit sei.
Neben Roland Walther stellen sich folgende Personen zur Verfügung: Sabina Ruff, Trudi Fischer von der Spitex Mittleres Toggenburg, Peter Baumgartner, Vorsitzender der Pro Senectute Wil und Toggenburg, Susanna Weber, Gemeinderätin von Lichtensteig, sowie Markus Brändle, Leiter des Seniorenzentrums Solino in Bütschwil. Weitere Vorstandsmitglieder sind Remo Schweizer, Diakon der Evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Mittleres Toggenburg, Fridolin Eisenring sowie Emmy Mock.
Abgerundet wurde die Feier mit einem Film von Walter Bucher über die Entstehung der Genossenschaft Kiss Toggenburg.