BÜTSCHWIL. Mit dem Frühling spriessen Kräne und Bagger bei der Umfahrung Bütschwil aus dem Boden wie grosse stählerne Blumen. Bei verschiedenen Teilprojekten haben die Arbeiten oder Vorarbeiten begonnen. Das zeigte vor kurzem ein Rundgang über die Baustelle in Begleitung von Ruedi Vögeli, Leiter Kunstbauten im kantonalen Tiefbauamt und Projektleiter der Umfahrung Bütschwil.
In Neudietfurt entsteht die zweistöckige Steuerzentrale für die Tunnels Neudietfurt und Michelau. Da im gleichen Gebäude auch Einrichtungen für die Stromversorgung von Neudietfurt eingebaut werden, muss die Zentrale schon Jahre vor der Eröffnung der Tunnel fertig sein.
Ferner steht ein Pumpwerk für das Abwasser von Oberhelfenschwil und Neudietfurt auf dem Trassee der Umfahrung. Bevor das alte Pumpwerk ausser Betrieb geht, muss das neue fertig sein. Auf einer ehemaligen Kehrichtdeponie hat man zudem ölhaltige Rückstände gefunden. Sie müssen verbrannt werden.
Bau der Hilfsbrücke beginnt
Fertig sind die Pfeiler für den Bau einer Hilfsbrücke über die Thur. Die Träger wurden schon angeliefert. Über die Hilfsbrücke wird später das Material aus dem Voreinschnitt des Tunnels abtransportiert. Zudem dient die Hilfsbrücke als Leergerüst für den Bau der Thurbrücke. Für den Bau der Pfeiler wurden Inselchen in der Thur aufgeschüttet, die bei einem Hochwasser weggeschwemmt werden sollen. «Zum Glück gab es bisher keine Schneeschmelze», sagt Ruedi Vögeli. Der Auftrag für die Brücke Michelau sei an die Firma Implenia gegangen. «Der Polier, der mit seiner Gruppe jetzt hier engagiert ist, ist ein St. Galler. Er hätte eigentlich in St. Margrethen bei der kurzfristig vom Astra gestoppten Sanierung der A13 mitarbeiten sollen.»
Auch beim Bahnhof Bütschwil sind rege Bau- oder Vorbereitungsarbeiten im Gang. Schon früher wurden Schutznetze aufgestellt (Bericht in der Ausgabe vom 28. Januar). Weitere Netze werden südlich an die heute schon stehenden aufgestellt. Ein kleineres Projekt ist die Überführung der künftigen Umfahrung über die Laufenstrasse. Zugleich wird die Unterführung der Laufenstrasse unter der Bahnlinie abgesenkt.
Nördlich des Soorparks ist ein Düker für das Johannisbächlein im Bau. Ein Düker ist eine Art Siphon. Die Gemeinde öffnet das Johannisbächlein zwischen der Umfahrung und der Thur.
Weit fortgeschritten ist der Aushub unter der Brücke der Plattenstrasse über die künftige Umfahrung. Die Brücke selber wurde schon letztes Jahr erstellt und stand bisher wie bestellt und nicht abgeholt mitten im Feld. «Südlich der Brücke Plattenstrasse durchquert die Umfahrung eine Grundwasserschutzzone. Das ist ein heikles Gebiet. Maschinen sind dort nur erlaubt, wenn sie arbeiten», erklärt Ruedi Vögeli. «Der Aushub wurde über die Brücke Dorfbach abtransportiert.»
Baugrube wird gesichert
Im Bereich des Bahnhofs und des Soorparks wird die Umfahrung entlang der Bahnlinie beziehungsweise zwischen Bahn und Soorpark teilweise in einem Tagbautunnel verlaufen. Der Platz ist knapp. Seit Anfang Jahr werden die Baugrubensicherungen erstellt. Bohrgeräte fressen sich gut zehn Meter ins Erdreich. In die Löcher werden Armierungen hinabgelassen, und dann wird mit Beton aufgefüllt. In Engi wird im Lauf des Aprils die provisorische Umfahrungsstrasse um die Notschlachtanlage herum wieder ausser Betrieb genommen. Die Autos fahren dann wieder über die alte Kantonsstrasse bei der Zimmerei Artho, allerdings weiter im Gegenverkehr, gesteuert von einem Lichtsignal. Laut Ruedi Vögeli wird diese Verkehrsführung, die durch den Ausbau der Hilfsbrücke bedingt ist, noch bis Ende September dauern.
Man sieht in Engi schon, wo in der Kantonsstrasse künftig die Postautohaltestelle liegen wird. In Richtung Ganterschwil wird eine Haltebucht erstellt. In Richtung Bütschwil wird die Haltestelle des Postautos auf der Kantonsstrasse markiert. Das soll der Verkehrsberuhigung dienen.
«Brutaler Preiskampf»
Schwere Unfälle habe es bisher auf der Baustelle der Umfahrung keine gegeben. «Die Bauarbeiten sind im Zeit- und Kostenrahmen», sagt Ruedi Vögeli. Der Kanton merke, dass momentan auf dem Bau ein «brutaler Preiskampf» (Ruedi Vögeli) herrsche. Der Bau des Tunnels Engi hat für 22,5 Millionen vergeben werden können. Im Kostenvoranschlag figurierte das Projekt noch mit 38 Millionen Franken.
Der Tunnel Michelau wird bergmännnisch erstellt. Das heisst, er wird aus dem Berg gebohrt oder gesprengt. Der Tunnel wird laut Ruedi Vögeli trotzdem nicht teurer werden als ein Tagbautunnel. Der Tunnel liegt in einem Gebiet, das im Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung enthalten ist.
Die Umfahrung Bütschwil ist zweispurig. Sie wird ohne Autobahnvignette befahrbar sein. Die zulässige Höchstgeschwindigkeit beträgt je nach Abschnitt 60 oder 80 Kilometer pro Stunde. Die drei Brücken sind total 204 Meter lang. Die vier Tunnel messen total 1,4 Kilometer, was einen Anteil der Kunstbauten an der Gesamtlänge von gut 40 Prozent ergibt. Fertig ist beim Tunnel Engi das Fluchttreppenhaus. Die Treppe vom Tunnelgewölbe an die Oberfläche hat übrigens 72 Stufen. Wir haben sie gezählt.
Seit gestern Donnerstag ist auf der Homepage des Bundesgerichts der Entscheid der Ersten öffentlichrechtlichen Abteilung zur Umfahrung Wattwil zu finden. Das Bundesgericht schützt damit den Entscheid des kantonalen Verwaltungsgerichts vom Juni 2014, das Beschwerden gegen den Bau der Umfahrung Wattwil abgelehnt hatte.