WATTWIL. Aufwand und Ertrag würden einfach nicht mehr stimmen, sagt Ernst Kengelbacher. Zusammen mit Pius Diggelmann organisierte er seit 27 Jahren den Dorfflohmarkt an der Wattwiler Ringstrasse. «Im vergangenen Jahr hatten wir gerade noch 22 Stände. Kläglich, wenn man bedenkt, dass in den besten Zeiten jeweils zwischen 70 und 80 Händler an unserem Flohmarkt mitmachten», sagt Kengelbacher. Da auch für den im kommenden Herbst geplanten Markt nur wenige Anmeldungen eingegangen sind, zogen die Organisatoren jetzt die Reissleine - bereits in diesem Jahr findet kein Dorfflohmarkt mehr statt.
Rückläufige Teilnehmerzahl
Der Entscheid, aufzuhören, sei ihnen nicht leicht gefallen, räumt Ernst Kengelbacher ein. Er und Pius Diggelmann hatten damals die Organisation des Flohmarkts von Urs Keller und vom ehemaligen Bäcker Rüdlinger übernommen. «Ich eröffnete derzeit gerade mein Spielwarengeschäft an der Poststrasse und Pius übernahm den Konditoreibetrieb seines Vaters, der sich ja gleich an der Ecke Poststrasse-Ringstrasse befindet», erläutert Kengelbacher. Während der ersten 20 Jahre sei alles gut gelaufen, die Ringstrasse jeweils voller Verkaufsstände gewesen. Seither sei die Teilnehmerzahl jedoch stetig rückläufig.
Gründe dafür sieht Ernst Kengelbacher einerseits in den vielen konkurrenzierenden Flohmärkten in der Region, andererseits in den zahlreichen Internetplattformen, wo Gegenstände günstig verkauft oder versteigert werden können. «Heutzutage bringen die Leute auch vermehrt ihre alten Haushaltsgegenstände in Brockenhäuser, die sich in den vergangenen Jahren auch sehr zum Positiven gewandelt haben», sagt Kengelbacher.
Viel Aufwand - wenig Ertrag
Erträge erzielten die Organisatoren nur durch Standmieten. «Wir mieteten die Stände jeweils bei der Gemeinde Lichtensteig. Das Bauamt Wattwil schliesslich übernahm kostenlos den Transport, wie auch die Strassenreinigung nach dem Markttag», sagt Ernst Kengelbacher. Für das Aufstellen der Stände war immer Ruedi Sterzing mit einer Realklasse besorgt. «Für diesen Einsatz gab's immer einen gewissen Betrag in die Klassenkasse.» Daneben musste aus den Erträgen aber auch die Bewilligung der Gemeinde bezahlt, die Werbung finanziert und mobile Toiletten für die Marktbesucher angemietet werden. «Diese Kosten sind in den letzten Jahren eher gestiegen, währenddem unsere Erträge immer bescheidener wurden. So reichte es nie, ein Sicherheitspolster aufzubauen, bis wir jetzt fast draufzahlen müssen.»
Wenn sich dennoch jemand finden sollte, der den Markt weiterführen will, könne der sich an Pius Diggelmann wenden. «Er hat Adressen und Informationsmaterial zum Markt. Vielleicht gibt es ja einen Verein, der mit neuen Ideen und Energie die Tradition weiterleben lassen will», sagt Ernst Kengelbacher.