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Channel: Ostschweiz - St. Gallen - Toggenburg
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«Nicht von langer Hand geplant»

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Der Nesslauer Kantonsrat Ivan Louis wird von der SVP-Fraktion für das Vizepräsidium des St. Galler Kantonsparlaments vorgeschlagen. Bei einer Wahl wird er im Amtsjahr 2017/2018 der höchste St. Galler sein.

Herr Louis, Sie sind ja einer der Jüngeren - auch Amtsjüngeren - in der SVP-Fraktion. Weshalb haben Sie sich für die Nomination als Vizepräsident des Kantonsrats beworben?

Ivan Louis: Ich habe das nicht von langer Hand geplant. Mein Ziel war es, der Fraktion eine Auswahl in Bezug auf das Alter, die Amtsdauer und die Region zu ermöglichen. In letzter Zeit war es oft so, dass der Kantonsratspräsident kurz nach seinem Amtsjahr auch als Kantonsrat aufhörte. Damit ging viel politische Erfahrung verloren. Ich finde, dass das keine gute Tradition ist, und stelle mich deshalb bewusst zur Wahl.

Wann haben Sie sich für die Kandidatur entschieden?

Louis: Das war nach dem Tagblatt-Podium zur Expo. Die Diskussion drehte sich um ein Ereignis, das in über zehn Jahren stattfinden soll. Die meisten im Raum waren über 60 Jahre alt. Die Expo 2027 wäre aber vor allem für die jüngeren Generationen, die sich kaum an der Debatte beteiligen, prägend. Ich fand deshalb, dass ich als Junger die Chance einer Kandidatur nutzen sollte.

Ist Ihr Alter ein Vor- oder ein Nachteil für das Amt des Vizepräsidenten oder des Präsidenten?

Louis: Es ist sicher ungewöhnlich. Ob das ein Vor- oder ein Nachteil ist, kann ich nicht sagen. Es stimmt, dass ich weniger Erfahrung habe als andere, die bei der Kandidatur den Ratsbetrieb seit Jahren kannten. Ich habe dafür die Chance, die junge Generation anzusprechen, und möchte mich als Kantonsratspräsident auch mehr ausserhalb der politischen Klasse aufhalten.

Haben Sie amtsältere Konkurrentinnen oder Konkurrenten aus dem Feld geschlagen?

Louis: Ja, zwangsläufig.

Sie brauchen Stimmen ausserhalb der eigenen Fraktion, um gewählt zu werden. Haben Sie positive Signale aus den anderen Fraktionen erhalten?

Louis: Bisher habe ich keine negativen Meldungen gehört. Die meisten lauteten, dass meine Nomination überraschend sei. Oft ist ja das Präsidium die Krönung einer politischen Karriere. Da die SVP mehrere junge Kantonsräte in ihren Reihen hat, hat sie die einmalige Chance, Junge zu nominieren.

Was können Sie als Vizepräsident und ein Jahr später als Präsident des Kantonsrats fürs Toggenburg tun?

Louis: Ich habe ein breites Netzwerk im Toggenburg. Von der Publizität her ist es positiv für eine Region, wenn der Vizepräsident oder der Präsident des Kantonsrats von dort kommt. Es ist aber nicht Aufgabe des Präsidenten oder des Vizepräsidenten, die Heimatregion zu bevorteilen.

Als Vizepräsident und als Präsident des Kantonsrats können Sie nicht mehr zu den Sachgeschäften Stellung nehmen. Wie sehr schmerzt Sie das?

Louis: Das war tatsächlich eine Überlegung im Vorfeld meiner Kandidatur. Mein Vorteil ist, dass ich noch nicht lange im Kantonsrat bin. Ich habe mich bei keinem Thema zu weit aus dem Fenster gelehnt.

Als Präsident des Kantonsrats im Amtsjahr 2017/2018 erhalten Sie viel Publizität. Erhoffen Sie sich mit diesem Rückenwind eine Wahl in den Nationalrat im Jahr 2019?

Louis: Das ist nicht meine Motivation für diese Kandidatur. In den letzten Jahren war das Amt des Kantonsratspräsidenten auch nicht mehr das Sprungbrett nach Bern.

Wie viele Spesen werden Sie als Kantonsratspräsident höchstens verursachen?

Louis: Das wird neu pauschal gehandhabt. Für den Präsidenten sind 30 000 Franken vorgesehen und für den Vizepräsidenten 5000 Franken.

Wie bringen Sie eigentlich Ihr politisches Engagement, die eigene Firma und das Studium unter einen Hut?

Louis: Diese Frage wurde mir in der Fraktion auch gestellt. Im November werde ich mein Studium abschliessen. In den nächsten zwei Jahren werde ich meine selbständige Tätigkeit in der IT-Branche ausbauen. Ich bin da aber flexibler als andere Kantonsräte, welche durch das Präsidium beruflich blockiert wären.

Welche Regionen des Kantons St. Gallen kennen Sie bisher noch nicht, und was unternehmen Sie, um das zu ändern?

Louis: Gut kenne ich neben dem Toggenburg auch die Region St. Gallen, dies wegen des Studiums. Ich kenne auch die Region Wil, weil ich dort beruflich viel unterwegs bin, und die Region See-Gaster, wo ich aus der Kanti-Zeit Freunde habe. Weniger gut kenne ich das Sarganserland, das Rheintal und die Bodenseeregion.

Werden Sie bei Ihrem Parteipräsidenten einen Crash-Kurs über das Sarganserland absolvieren?

Louis: Walter Gartmann kann mich sicher mal herumführen. Die SVP führt ihre Fraktionssitzungen abwechselnd in den einzelnen Regionen durch. Ich bin deshalb letztes Jahr mehr im Kanton herumgekommen als früher.

Welche Werte der SVP liegen Ihnen besonders am Herzen und mit welchen identifizieren Sie sich weniger?

Louis: Der Gedanke der Freiheit ist der Grund, warum ich in der SVP bin. Der Staat soll nur dort eingreifen, wo es unbedingt nötig ist. Ich bin mit meinem Abstimmungsverhalten in der Mitte der SVP. In gesellschaftspolitischen Fragen bin ich liberaler als die Partei. Viele jüngere SVP-Mitglieder denken ähnlich wie ich. Es handelt sich vielleicht auch um eine Generationenfrage.


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