BRUNNADERN. In einem kleinen Elefantendorf der indischen Provinz Jaipur werden Elefanten in katastrophalen Verhältnissen gehalten. Eigentlich sind diese Tiere in der freien Wildbahn zu Hause. In Jaipur sind die Elefanten mit Ketten um die Füsse gefangen und in einem Gelände eingesperrt. Diese Elefanten werden für Touristenattraktionen gebraucht.
«In Indien gelten die Elefanten als heilig, die Köpfe sind immer geschmückt. Wie es ihnen aber gesundheitlich und körperlich geht, interessiert niemanden. Hauptsache, sie sehen schön aus», sagt Brigitte Kornetzky.
Ein Leben in Ketten
In Indien verbringen schätzungsweise 3500 Elefanten ihr gesamtes Leben in Ketten. Sie vegetieren unter grausamen Verhältnissen, ihre Nahrung ist monoton. «Es weiss kein Mensch, wie schlecht es den Elefanten in Indien geht», sagt Brigitte Uttar Kornetzky aus Brunnadern. Die Dokumentarfilmerin möchte diesen Elefanten zu einem würdigen Leben verhelfen. Seit mehr als vier Jahren hat sie dafür an einem Dokumentarfilm gearbeitet, der aufzeigen soll, wie die Elefanten in Indien gehalten werden. Kommende Woche läuft «Where the Elephant Sleeps» in den Kinos an.
«Dieser Film ist vollkommen realitätstreu. Alle Bilder sind original. Nichts ist erfunden oder gespielt», sagt Kornetzky. Die katastrophalen Stallordnungen, die Gewaltanwendung und die mangelhafte Wundversorgung durch die Halter sind die Hauptgründe für die zum Teil erschütternden Krankheitsbilder, die der Film schonungslos aufdeckt. Fehlendes Wissen um die Gesundheits- und Lebensbedürfnisse der Elefanten haben Verletzungen an Füssen und Gelenken zur Folge und führen bisweilen leider zum Tod der Tiere. «Where the Elephant Sleeps» nimmt die Zuschauer mit in das Elefantendorf in Jaipur. Schon bei ihrer Ankunft erleben die Tiere eine Tortur: Sie werden aus ihrem sozialen Umfeld gerissen; mit Nahrungsentzug und Schlägen wird ihr Wille gebrochen.
Mahut - vermeintlicher Retter
Kurz vor dem Zusammenbruch der Tiere tritt jeweils der Mahut auf den Plan, ein Elefantenführer, mit dem das Tier später zusammenarbeiten muss. Dem Elefanten erscheint er als Retter - vermeintlich. «Für mich war es sehr wichtig, dass die Szenen nicht gestellt wurden, sondern authentisch aufgenommen werden konnten», sagt Brigitte Uttar Kornetzky. Dennoch gab es Momente, in denen ihr das Filmen verboten wurde, beispielsweise, als die Elefanten geschlagen wurden. Oder eingeschläfert - nicht zuletzt wegen verschiedener Verletzungen. Warum Elefanten zu ihren Lieblingstieren gehören, das weiss Brigitte Uttar Kornetzky auch nicht genau. «Ich finde jedes einzelne Lebewesen faszinierend, bei Elefanten sind es ihr Gewicht, die Geschwindigkeit, ihr Lernvermögen, der Geruchsinn und auch ihre Affinität zu Menschen», sagt Kornetzky. Während der Dreharbeiten sind rund 100 Stunden Filmmaterial zusammengekommen. «Nach dem ersten Schnitt war der Film noch sechs Stunden lang. Nach dem zweiten noch zwei. Jetzt bin ich auf 99 Minuten, dies ist eine gute Länge», sagt die Dokumentarfilmerin, die «Where the Elephant Sleeps» komplett selbst finanziert hat. Einzig bei der Postproduktion wurde sie von der Kulturförderung des Kantons St. Gallen unterstützt.
Hilfswerk gegründet
Im November wird Kornetzky voraussichtlich erneut für ein halbes Jahr nach Indien reisen - und ihre Dokumentation ebenfalls in indischen Kinos zeigen.
Gleichzeitig mit ihrem Film hat Brigitte Uttar Kornetzky auch das Hilfswerk «Elefanten in Not» ins Leben gerufen: Zusammen mit anderen Personen engagiert sie sich für die Gesundheit und die medizinische Versorgung der Elefanten. Projekte in dieser Grösse, wie der Film, sind in naher Zukunft keine geplant.