MOSNANG. Als Edgar Koller als 25-Jähriger eine Herzbeutelentzündung hatte, schenkte ihm sein Onkel eine Wallfahrt nach Lourdes. «Er war ein grosser Fan der Lourdes-Wallfahrt und glaubte, dass es mir helfen würde, vom Wasser zu trinken», erzählt Koller. Er selbst glaubte das damals nicht. Seine Entzündung wurde medikamentös behandelt. Trotzdem flog Koller mit seinem Onkel nach Lourdes. «Ich war einfach neugierig und wollte wissen, was da dran ist», sagt der 69-Jährige. Eine Wunderheilung hat er nicht erlebt. Aber der Wallfahrtsort liess ihn nicht mehr los und so begann er, mit seinem Onkel Lourdes-Flugwallfahrten zu organisieren.
«Seelische Heilungen»
Jedes Jahr organisierten sie für körperlich behinderte Menschen Wallfahrten nach Lourdes. 1985 begann Edgar Koller, Pilgerzüge mit der Bahn zu begleiten. Zu den besten Zeiten in den 1990er-Jahren fuhren fünf Züge mit rund 3500 Menschen nach Lourdes. Edgar Koller war für die Organisation unterwegs für einen Zug verantwortlich. «In einem Gepäckwagen kochten wir für alle Passagiere», erzählt er. Während dieser Wallfahrten lernte Edgar Koller Bruder Leo Schwager kennen, der 1952 in Lourdes von Multipler Sklerose geheilt wurde - einer Krankheit, die offiziell als unheilbar gilt. Dieses Ereignis wurde von der römisch-katholischen Kirche als Wunderheilung anerkannt.
Die besondere Atmosphäre, die während der Wallfahrt im April und Mai in Lourdes herrscht, hat Edgar Koller in ihren Bann gezogen. «Ich habe viele gute Begegnungen und Gespräche erlebt. Es ist toll, dass so viele Menschen aus verschiedenen Ländern aus demselben Grund zusammenkommen», freut sich Koller. Oft seien die kranken Menschen auf der Hinfahrt missmutig. Wunderheilungen hat Edgar Koller keine erlebt, aber er hat oft gesehen, dass die Menschen auf dem Heimweg fröhlicher waren.
«Als hätten sie wieder neue Kraft geschöpft. Wenn es keine körperliche Wunderheilung gab, waren es vielleicht seelische Heilungen.» Vor 13 Jahren hatte Edgar Koller einen Schlaganfall. Seither begleitet er keine Pilgerzüge mehr, er geht aber selbst noch jedes Jahr als Pilger nach Lourdes. «Ich denke, dass mir der Glaube geholfen hat, mich so gut vom Schlaganfall zu erholen.» Er ist sich bewusst, dass eine Heilung nicht selbstverständlich ist: Ein Drittel aller Patienten sterbe an einem Schlaganfall, ein weiteres Drittel sei danach behindert.
Buch aus Dankbarkeit
Seine Dankbarkeit ist ein Grund, weshalb er nun das Buch über die Lourdes-Andachtsstätten in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein geschrieben hat. Zu seiner Arbeit am Buch veranlasste ihn auch eine Ausstellung über Lourdes-Grotten der ganzen Welt. «Es wurde keine einzige der Schweiz vorgestellt und ich fand, man müsste auch unsere Andachtsstätten bekannt machen.» Also begann er über die über 300 Grotten und Andachtsstätten zu recherchieren, eine Arbeit, die mehrere Jahre in Anspruch nahm. «Ich war erstaunt, dass es so viele Lourdes-Grotten gibt», sagt er. Einige hat er selbst besucht und fotografiert, von jenen, die weiter weg waren, schickten ihm Bekannte oder die Pfarrer der Gemeinden Bilder. Über jede Grotte und Andachtsstätte hat er geschrieben, wie sie entstanden ist, wer sie errichtet hat und wie man sie erreichen kann. Für einige Recherchearbeiten hat er Archive durchforstet, bis er fündig wurde. «Ich habe bei dieser Recherche so viel erlebt, ich könnte noch ein Buch über das Buch schreiben.» Einen Teil der Kosten für die Auflage von 2000 Exemplaren hat Edgar Koller selbst übernommen. «Das war es mir wert.» Sobald die Kosten gedeckt sind, geht der Erlös aus dem Verkauf des Buches an einen Fonds des Pilgerbüros, der Kranke bei der Reise nach Lourdes finanziell unterstützt.