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Auch Maria holt Edelmetall

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Die Maria-Statue der Loretokapelle in Lichtensteig bekommt ein neues goldenes Gewand. Um die Statue mit frischem Blattgold zu versehen, verwendet die gelernte Restauratorin Mirjam Gross eine spezielle Technik.

LICHTENSTEIG/WIL. Noch ist nicht alles Gold, was glänzt: Die Maria-Statue von der Loretokapelle Lichtensteig ist erst auf der Rückseite vergoldet. «Doch innerhalb einer Woche sollte Maria wieder zur Gänze in Gold erstrahlen», sagt Mirjam Gross von G&G Restaurationen in Wil. Die 42-Jährige wurde beauftragt, das Antlitz der Maria neu zu vergolden. Somit bekommt Maria jenseits von Rio Edelmetall.

«Stark beschädigt»

Bevor mit Vergolden begonnen werden konnte, musste die Statue jedoch repariert werden. Wind und Wasser hatten Maria in der Vergangenheit stark zugesetzt. Bei einem Sturm verlor sie gar ihr Zepter (das Toggenburger Tagblatt berichtete). Nicole Ferigutti von der Silberschmiede Ars et Aurum war mit ihrem Vater Bruno für die Reparatur verantwortlich. «Aufgrund ihres Alters war die Statue stark beschädigt», berichtet Nicole Ferigutti. Von innen habe die Statue zu rosten begonnen, da immer wieder Wasser eingedrungen sei. «Daher haben wir beim Hals der Statue neu einen Kragen angebracht, denn dort lief viel Wasser hinein», erklärt Ferigutti. Ausserdem hätten sie einige Löcher geflickt, in der Krone fehlende Zacken ersetzt und das verlorene Zepter neu gestaltet. «Dabei haben wir in Büchern nachgesehen, wie solche Zepter aussehen. Aber natürlich mussten wir unsere Vorstellungen dann genau den Proportionen der Statue anpassen», führt die 45-Jährige aus. Auch der Stab, mit dem Maria für den Halt verschraubt war, musste wegen Rost ersetzt werden.

Blattgold anschiessen

Zurück zum Prozess der Vergoldung. Dieser erweist sich für Mirjam Gross als etwas aufwendiger als für König Midas, der angeblich alles zu Gold werden lassen konnte, indem er es anfasste. Zunächst musste sie die Statue komplett schleifen und Schmutzpartikel entfernen. «Das Schleifen erwies sich als schwierig, weil das Blech der Statue äusserst dünn ist», sagt Mirjam Gross. Anschliessend habe sie mit einem Metall-Primer alles grundiert. Dies ist ein flüssiger Haftvermittler, der verwendet wird, damit die Verbindung des Metalls stimmt. Danach muss die Statue gründlich trocknen.

Schliesslich kommt das Kernstück der Arbeit von Mirjam Gross in Bezug auf die Maria-Statue: Das Blattgold wird aufgetragen. Damit dies gelingt, reibt die gelernte Restaurations-Vergolderin die Statue mit Mixtion ein. Hierbei handelt es sich um einen Leim auf Ölbasis, der mit einem Pinsel oder mit einem Baumwolltuch aufgetragen werden kann. «Danach muss ich ihn zwölf Stunden trocknen lassen. Auf keinen Fall darf das Blattgold zu früh angeschossen werden. Sonst gibt es Fettflecken», sagt Mirjam Gross. Ob das Mixtion genügend trocken ist, testet die 42-Jährige, indem sie mit ihrem Finger über die Statue fährt. Wird ihr Finger gebremst, kann Blattgold aufgetragen werden. Dafür verwendet Mirjam Gross einen Naturhaar-Pinsel, mit dem sie das Blattgold aufnimmt. Aufgrund der statischen Aufladung bleibt das Gold am Pinsel haften. Zum Schluss schiesst Mirjam Gross mit einer schnellen Handbewegung des Pinsels das Blattgold an die Statue. Anschiessen ist der Fachausdruck unter Vergoldern. Man könnte auch von einem schnellen Wurf sprechen. «Wenn das Gold an der Statue klebt, reibe ich es noch mit einem Feinhaar-Pinsel aus, bis alles glatt ist», erklärt Mirjam Gross.

Keine Berührung

Die Blattgold-Blättchen sind dünner als ein menschliches Haar oder in Zahlen: bis zu 1/10 000 Millimeter dünn. «Für den Aussenbereich braucht man Blattgold vom Typ 233/4 Karat, da es nicht oxidiert, wenn es mit Sauerstoff in Kontakt kommt», sagt Mirjam Gross. Karat ist eine Masseinheit für den Feingehalt von Gold. Was sind die grössten Schwierigkeiten, wenn mit solch dünnem Material gearbeitet wird? «Manchmal verweht es das Blattgold vom Pinsel, etwa bei Zugluft. Es gibt auch Tage, an denen das Aufschiessen mühsam ist, weil irgendetwas in der Luft liegt und das Blattgold nicht sauber fliegt», sagt die Vergolderin. Dann sei Geduld gefragt.

Geduld wird dann auch bei der Montage gefragt sein. Die Handwerker dürfen die Statue nicht mit der Hand berühren. Sonst sei das Risiko gross, dass Kratzer entstünden, erklärt Mirjam Gross. Dann könnte wiederum Wasser eindringen und die «ganze Arbeit wäre für die Katz». Daher wird die Statue bei der Montage dick in Watte eingewickelt sein, so dass Maria wieder lange Zeit golden vom Kapellen-Turm strahlen kann.


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