BRUNNADERN. Schnell wurde es still um den «Auboden». Nachdem im vergangenen Sommer nach 52 Jahren die Betriebseinstellung der Ausbildungsstätte für lernbehinderte Jugendliche bekanntgegeben wurde und die letzten Lernenden sowie ihre Lehrkräfte Wohn- und Schulheim verlassen hatten, fiel der «Auboden» aus den Schlagzeilen. Die Besitzerschaft, der Verein Compagna, gab bekannt, die Liegenschaften aufgrund fehlenden Verwendungszwecks verkaufen zu wollen. Ein Verkaufspreis wurde nicht genannt, doch dürfte es sich um einige Millionen Franken handeln. Verhandlungen mit Interessenten folgten, anfangs dieses Jahres konkretisierten sich die Verkaufspläne. Am vergangenen Freitag konnte Suzanne Gut von Compagna (bzw. als Präsidentin des Aubodenrats) die neue Nutzung des «Aubodens» bekanntgeben.
Neue Nutzerin
Die neue Nutzerin ist die Bringiton GmbH aus Ganterschwil. Dahinter stehen Sabina Gränicher und Sandra Neff. Die beiden Unternehmerinnen im Bereich Coaching/Lebensberatung/Ausbildung wollen ihren bestehenden Betrieb von Ganterschwil nach Brunnadern transferieren. Dazu wollen sie den «Auboden» in Miete übernehmen und voraussichtlich Mitte 2019 kaufen. Der Betrieb im «Auboden» werde im Herbst aufgenommen, die Bringiton GmbH in der Folge in «Wirkstatt Auboden GmbH» umbenannt. Innert drei Jahren wollen Neff und Gränicher dann eine Finanzierung mittels Eigenmitteln, Darlehen, Stiftungen und Fonds auf die Beine stellen.
Grössere Liegenschaft gesucht
Die Bringiton GmbH ist zurzeit ein 4-Frauen-Betrieb. Man habe seit längeren nach einer grösseren Liegenschaft gesucht, sagten die beiden Unternehmerinnen an der öffentlichen Information vom Freitagnachmittag. Die Begrenztheit ihres jetzigen Betriebs im Hengarten bei Ganterschwil habe keine Expansion weder in personeller noch räumlicher Sicht zugelassen. «Der <Auboden> kommt wie gerufen, obwohl er eigentlich viel zu gross ist», sagte Sabina Gränicher. Doch weil der «Auboden» eben so gross ist, lasse er auch Perspektiven zu, von denen man bis anhin nur geträumt habe.
So wolle man im Rahmen einer Erweiterung der Unternehmensziele stufenweise alle Gebäude und Anlagen im «Auboden» nutzen. Neff und Gränicher haben für das Schulgebäude, das ehemalige Wohnheim, das Wohnhaus an der Strasse und auch für die Gärtnerei konkrete Visionen. So wolle man zum Beispiel das bestehende Seminarangebot erweitern - auch unter Zuzug von Drittanbietern - und das Wohnheim zu einem Gästehaus umnutzen. Auch die Gärtnerei soll zur Selbstversorgung reaktiviert werden und nicht zuletzt sieht man auch eine Betriebskantine und diese allenfalls zur späteren Öffnung als öffentliches Restaurant. Noch dazu lassen die weitläufigen Liegenschaften immenses Potenzial für Schulungs-, Praxis- und Begegnungsräume offen.
«Auboden» gestalten
In den kommenden Wochen wird der Personalbestand um drei Stellen aufgestockt. Im April dieses Jahres wurde zudem der Förderverein Wirkstatt Auboden gegründet, der zurzeit über rund 50 Mitglieder aufweist. Ihre Vision benennen Sabina Gränicher und Sandra Neff als ein «ganzheitliches Permakultur-Projekt mit Vorzeigecharakter». Es werde neue Menschen ins Tal bringen, dabei soll aber die neue «Wirkstatt Auboden» den offenen Kontakt zur Umgebung pflegen, sich vernetzen und die Region einbeziehen, sei es durch Personen oder Ideen.
Zum Stichwort Permakultur meinen die beiden Unternehmerinnen: «Permakultur ist eine Kultur, in der nachhaltige Lebensformen und Lebensräume unterstützt, entworfen und aufgebaut werden. Es ist vor allem eine Art, die Welt zu gestalten. Es wird unsere Art, den <Auboden> als Arbeits- und Lebensraum zu gestalten.»