TOGGENBURG. Der Tourismus im Toggenburg durchlebt schwierige Zeiten. Die Meldungen zu aktuellen Zahlen sind meist eine Mischung aus Negativschlagzeilen und Zweckoptimismus. Auch in dieser Zeitung: «2000 Übernachtungen weniger» und «Tourismus bleibt optimistisch», oder «Gäste aus dem Euroraum fehlten» und «Für den Winter zuversichtlich». An dieser Ausgangslage ändert auch der Jahresbericht 2015 zum Aufenthaltstourismus nichts, den die Fachstelle für Statistik des Kantons St. Gallen unlängst veröffentlicht hat.
Bettenauslastung sinkt
Im Vergleich mit den anderen St. Galler Tourismusregionen schneidet das Toggenburg mehrheitlich schlechter ab. Die kantonalen Statistiker gliedern den Kanton in vier Tourismusregionen. Neben dem Toggenburg sind dies das Heidiland, St. Gallen-Bodensee und Zürichsee. Die unterschiedliche Entwicklung der Regionen zeigt sich an der Bettenauslastung. Diese zeigt, wie viele der vorhandenen Betten tatsächlich belegt sind. Das Toggenburg verzeichnet seit 1992 einen Abwärtstrend, der nur zwischenzeitlich etwas aufgefangen werden konnte. In den letzten Jahren pendelte sich die Auslastung bei rund 20 Prozent ein. Alle anderen Destinationen des Kantons liegen bei rund 25 oder mehr Prozent. Die Region Zürichsee kommt sogar auf rund 35 Prozent. Dass der Wert im Toggenburg nicht noch schlechter ausgefallen ist, liegt an einem markanten Rückgang der Bettenzahlen, wie der Kanton in der Publikation schreibt. Sowohl die Ankunftszahlen als auch die Aufenthaltsdauer der Gäste haben sich seit 1992 nämlich verschlechtert. Die Ankunftszahlen machten 2015 nur noch 69 Prozent des Wertes von 1992 aus. Allein 2015 musste ein Rückgang um acht Indexpunkte gegenüber dem Vorjahr hingenommen werden.
Die Aufenthaltsdauer bietet trotz einer Verschlechterung Grund zu verhaltenem Optimismus. Während im kantonalen Schnitt ein Rückgang von 1,3 Ferientagen von 1992 bis 2015 zu verzeichnen war, betrug dieser im Toggenburg nur 0,9 Tage. Im letzten Jahr konnte die Aufenthaltsdauer eines Gastes im Toggenburg sogar bei 2,3 Tagen gehalten werden. Von diesen Ferientagen entfallen immer mehr auf Schweizer Gäste. Im vergangenen Jahr machten sie bereits 81 Prozent aller Logiernächte aus, während sie im langjährigen Durchschnitt von 1992 bis 2015 noch 69 Prozent ausmachten. Um die schlechte Auslastung zu kompensieren, versuchen Toggenburger Hoteliers eher Mehrbettzimmer unterzubelegen als temporäre Schliessungen vorzunehmen. Dies, obwohl der Unterschied zwischen den Minimal- und Maximalwerten im Toggenburg besonders ausgeprägt ist. In den Monaten April und November werde eine nicht einmal halb so hohe Auslastung erreicht wie im besten Monat Februar, schreibt der Kanton.
Sterne und Grösse mit Einfluss
Einen Einfluss auf die Auslastung haben auch die Betriebskategorie und die Betriebsgrösse. Je mehr Sterne ein Toggenburger Betrieb führt, desto besser ist seine Auslastung. Einschränkend hierzu muss jedoch gesagt werden, dass die Fallzahlen relativ klein sind und die Aussagekraft deshalb begrenzt ist. Ebenfalls feststellen lässt sich, dass grössere Betriebe eine bessere Auslastung haben. Nicht einberechnet dabei ist aber, wie im ganzen Jahresbericht, die Parahotellerie, also die Vermietung von Ferienwohnungen. Vielleicht bietet dieses Segment bald Grund für mehr als nur verhaltenen Optimismus.