BÜTSCHWIL. Es herrschte Volksfeststimmung im Soorpark-Areal. Nach zwei Jahren Bauzeit sollte sich jede und jeder selbst ein Bild davon machen können, was genau auf der Grossbaustelle der Umfahrung Bütschwil geschieht. Das Rahmenprogramm liess sich sehen; die Vereine der Region verwandelten den Soorpark in ein Festgelände mit Essensständen, Livemusik, Spielen für Kinder und Infoständen für Erwachsene. Am vielleicht heissesten Tag des Jahres fanden sich so mehrere tausend Besucher ein, um sich an schattigen Plätzen zu unterhalten und in den Festzelten zu feiern.
In der Hitze durch die Baustelle
Der Hauptgrund für den grossen Andrang waren aber die Führungen. Dabei mussten die rund 1000 angemeldeten Interessenten Geduld mitbringen - bereits um 10 Uhr betrug die durchschnittliche Wartezeit über eine Stunde. Die Baustellenbesucher wurden mit Kleinbussen zu zwei Stationen chauffiert. Die Hälfte der Begehungen startete im neuen Tunnel Engi, die andere Hälfte in Neudietfurt.
Wie in einem Sternmarsch spazierten die Gruppen à 25 Personen mit ihrer Fachbegleitung zurück zum Festgelände. Die Touren führten durch die wichtigsten Bauabschnitte, zu denen die Fachleute kompetent und leicht verständlich informierten.
Das Publikum bestand mehrheitlich aus Betroffenen, aber auch Fachleute wie Bauingenieure oder Materialspezialisten zeigten sich interessiert an einer der zurzeit grössten Baustellen im Kanton. So durchmischt das Publikum, so unterschiedlich die Fragen: Wie geht die Bauleitung mit den zahlreichen Wasserquellen der Umgebung um? Was wird in Sachen Lärmschutz getan? Wie werden die verschiedenen Baumaterialien kombiniert, und weshalb werden manche Tunnelabschnitte im Tagbau erstellt statt bergmännisch mit Sprengstoffeinsatz?
Die informativen und kurzweiligen 40 Touren dauerten jeweils rund eine Stunde - länger wäre angesichts der Hitze auch nur schwer durchführbar gewesen. Nach dem Tag der offenen Baustelle wird es weitere Touren geben, besonders der Südteil zwischen Bütschwil und Neudietfurt soll dann im Zentrum stehen.
Jahrzehnte der Vorarbeit
Die Idee einer Umfahrungsstrasse für Bütschwil ist schon alt. Bereits im Jahr 1951 wurden erste Ideen skizziert und 1986 konkrete Vorstudien in Auftrag gegeben. 2014 folgte dann der Spatenstich. Das 200 Millionen teure Bauvorhaben ist so konzipiert, dass für die Dörfer die Belastung so gering wie möglich bleibt. Dabei hilft der Ansatz der Linienbaustelle: Das heisst einerseits, dass keine langen Totalsperrungen nötig sind und der Verkehr auch während der Bauzeiten fliessen kann. Andererseits bleiben so den Dörfern die Anlieferung von Baumaterial und der Abtransport des Schutts erspart, da dies über die Baustelle geschieht. Die Umfahrung Bütschwil soll mit ihren vier Tunnels, drei Brücken und zwei Kilometern Trassee ab 2020 täglich 18 000 und mehr Fahrzeuge bewältigen. Bisher hält sich das Projekt an den Zeitplan. Ende 2016 soll die Trassee bis Tunnel Bahnhof abgeschlossen sein.