Der Schnauf ist Reto Bruggner noch nicht ausgegangen. Einen langen Atem brauche es aber tatsächlich, sagt der Degersheimer Bauunternehmer und Inhaber der Degimmo AG. Jedenfalls sei es wesentlich einfacher, auf der grünen Wiese zu bauen als - nach dem Konzept «Siedlungsentwicklung nach innen» - im Zentrum des Dorfes.
Seit Frühsommer 2015 stehen am Sternenplatz die Visiere, vor knapp einem Jahr ist das Bauprojekt - drei Mehrfamilienhäuser mit Mietwohnungen, einer Tiefgarage und Gewerberäumen - öffentlich vorgestellt worden. Gleichzeitig reichte die Bauherrschaft seinerzeit das Baugesuch ein. Wobei bereits vorgängig intensive Gespräche mit der kantonalen Denkmalpflege geführt worden seien, wie Bruggner ergänzend klarmacht.
Denn Degersheim befindet sich als sogenannt «verstädtertes Dorf» auf der Liste schützenswerter Ortsbilder von nationaler Bedeutung und somit auch im Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (Isos). Letztere, die Ortsbilder, sollen als kulturelles Erbe erhalten und authentisch in Erscheinung, Substanz und Struktur geschützt werden. Wobei Anpassungen an die modernen Arbeits- und Lebensformen möglich sind, sofern sie die geschützten Ortsbilder nicht gefährden. So zumindest lautet die Definition. Dass hier Meinungen aufeinanderprallen und Interessengruppen sich zuweilen finden müssen, liegt auf der Hand. Uneins waren sich die Beteiligten anfänglich vor allem in der Frage um den Abbruch bzw. Erhalt der Schmitte.
Nichtsdestotrotz liegen jetzt, anderthalb Jahre sowie diverse Abklärungen, Diskussionen und Schriftenwechsel später, die Abbruch- und Baubewilligungen vor. Die Schmitte an der Sternenstrasse 2 sowie die Liegenschaft Palmenstrasse 1 mit dem Zweiradsport Degersheim dürfen abgebrochen und das Neubauprojekt realisiert werden. Die gegen das Projekt eingegangenen Einsprachen sind abgelehnt worden.
Selbst wenn Reto Bruggner bereits startklar für den Baubeginn wäre, könnten die Baumaschinen nicht sofort auffahren. Noch bestehe die Möglichkeit, gegen den Entscheid der Bewilligungsbehörde Rekurs zu erheben, sagt Gemeinderatsschreiberin Anita Stolz auf Anfrage. Die Rekursfrist dauert noch bis Mitte dieses Monats.