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«Ich bin wegen der Menschen hier»

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In der Evangelisch-reformierten Kirchgemeinde wächst das Pfarrteam durch den neu zugezogenen Marco Wehrli. Der 31-Jährige freut sich auf die breite Palette an Herausforderungen als Pfarrer.

NESSLAU. Ein Theologiestudium im Gepäck und voller Tatendrang ist der Pfarrer Marco Wehrli von Islikon nach Neu St.Johann gezogen, um im Pfarrteam Nesslau mitzuwirken. Der Schwerpunkt seiner Arbeit liegt in der Kinder-, Jugend- und Familienarbeit. «Ich möchte den Menschen einen Raum geben, um sich auszutauschen», erzählt Wehrli. In seiner Vision ist die Kirche auch ein Raum der Begegnung und zum Leben.

Von Unterrichten bis hin zum Predigen

Als Jugendlicher träumte Wehrli davon, Schauspieler zu werden. Nach seinem Gymnasiumsabschluss arbeitete Wehrli bei einem Weinbauern. «Ich habe gemerkt, dass es mich nicht vollständig erfüllt und ich gerne noch etwas studieren möchte.» Er spielte damals aber noch nicht mit dem Gedanken, Pfarrer zu werden. Dank einer guten Beziehung zu einem Pfarrer erhaschte er wertvolle Einblicke in den theologischen Aufgabenbereich. «Zuerst konnte ich es mir nicht vorstellen, Pfarrer zu werden. Als ich aber die Vielfältigkeit des Pfarramtes sah, war mein Interesse geweckt.»

Bei der Aufzählung der Tätigkeitsbereiche spürt man die Leidenschaft, die dahintersteckt. Nebst dem Predigen gehörten auch Religionsunterricht, das Auseinandersetzen mit geschichtlichen und philosophischen Texten, die Seelsorge und vieles mehr dazu. «Besonders ausschlaggebend war für mich, dass es um das Leben geht. Man hat mit der Jugend sowie mit dem Alter zu tun.» Ein wichtiger Begriff für ihn sei «Empowerment»: Er möchte die Leute befähigen, dass sie freier werden und lernen, die eigenen Fähigkeiten anzunehmen und auch einzubringen. «Ich merke oft, dass die Menschen eigentlich ganz viel können. Sie haben aber Angst davor, es auszuleben, sei es aus eigenem Erwartungsdruck oder aus dem der anderen. Sie können sich nicht entfalten», so der Pfarrer.

Vielseitig engagiert in der Jugendarbeit

Seine Freizeit widmet er auch heute noch dem Turnverein Gachnang, in welchem er früher die Leichtathletikgruppe geleitet hat. Während zehn Jahren leitete er ausserdem in der Kirchgemeinde Gachnang Jugendgottesdienste, organisierte Jugendreisen oder andere Anlässe. Den Pfarrer Schullerus aus Nesslau kennt Wehrli seit 2006. «Er hat mich über Jahre hinweg jeweils ins Konfirmandenlager mitgenommen.» Dies war aber nicht der Hauptgrund, warum Wehrli nach Nesslau gezogen ist: «Ich bin wegen der Menschen hier. Bei den anderen Stellen waren äussere Reize wie zum Beispiel eine gewohnte Umgebung im Spiel, Nesslau ist fremd für mich.» Dies sieht er aber keinesfalls negativ, denn so könne er sich ausschliesslich auf seine Arbeit konzentrieren: mit den Menschen zusammenzuarbeiten und sie auf ihrem Lebensweg zu begleiten. Dass Beziehungen und die Kommunikation untereinander funktionieren, liegt dem 31-Jährigen am Herzen. «Einerseits haben Menschen manchmal unbewusst Abneigungen gegeneinander. Dann ist es entscheidend, die Situation aufzulockern. Andererseits reden sie häufig aneinander vorbei, weil sie etwas in das Gegenüber hineinprojizieren. Es ist wichtig, dafür zu sorgen, dass ein Austausch überhaupt stattfinden kann.»

Obwohl der Pfarrer erst seit Oktober in Nesslau tätig ist, konnte er bereits schöne Erfahrungen sammeln. Zum einen fiel ihm die gegenseitige Unterstützung auf, wie etwa die Hilfe beim Einrichten seines Büros. Zum anderen war es interessant für ihn, beim Bühlertag, einem ökumenischen Gemeindetag, dabei zu sein. «Es war spannend zu sehen, wie die Tradition hier lebt.»


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