Martin Knoepfel
martin.knoepfel
Die neuen Auflagen seien der Tod für kleine Skilifte in den Voralpen, warnte der Verwaltungsratspräsident der Skilift AG Degersheim. «Sein» Skilift muss eine tiefe sechsstellige Summe für die zerstörungsfreie Prüfung der Rollenanlagen der Skilifte aufwerfen, weil die Skilifte seit einem Jahr den Vorschriften der neuen Seilbahnverordnung unterstehen. Voraussichtlich wird einer von drei Skiliften diesen Winter aus finanziellen Gründen auf keinen Fall fahren. Sehen nun die anderen kleinen Skilifte im Toggenburg die Zukunft ebenso schwarz? Eine kleine Umfrage.
Der Skilift Tanzboden in Ebnat-Kappel habe Auflagen des Interkantonalen Konkordats für Seilbahnen und Skilifte (IKSS) betreffend die Erneuerung der elektrischen Anlagen erhalten. Wenn die Sicherheitsvorschriften weiter verschärft würden, werde es mit der Zeit aus finanziellen Gründen schwierig, sagt Martin Frei, Verwaltungsratspräsident der Genossenschaft Familienskilift Tanzboden. Betriebsleiter Beni Kuratli weist dazu darauf hin, dass man seit der Übernahme regelmässig einen Teil der Achsen habe röntgen lassen. Man habe dies nicht aufschieben wollen, um zu vermeiden, dass für die Betreiber des Skiliftes plötzlich hohe Ausgaben drohen. Der Ersatz der Rollenbatterien ist laut Kuratli kein Thema. Die Fundamente der Masten seien gut. Es gebe keine finanzielle Zeitbombe, ist Kuratli überzeugt.
Der Skilift Mogelsberg sei eine mobile Anlage, die jedes Jahr montiert und am Ende der Saison wieder demontiert werde, erklärt Stefan Hochreutener, Präsident des Verkehrsvereins. Das sei darum gar nicht zu vergleichen mit dem Skilift Degersheim. Der Skilift Mogelsberg falle auch nicht unter die Seilbahnverordnung, werde aber trotzdem regelmässig geprüft.
«Pistenbully gratis zur Verfügung stellen»
Man höre von den Verbänden und den grossen Skigebieten immer, dass die kleinen Gebiete wichtig seien, damit die Menschen vor der Haustüre skifahren lernen könnten. In der Praxis spüre man aber keine Unterstützung, sagt Stefan Würms, Verwaltungsratspräsident des Skilifts Hemberg. Die Kosten stiegen immer weiter.
Der Skilift Hemberg sei solide finanziert, weil die Fixkosten klein seien. Das sei jedoch nur der Fall, weil der Skilift Starkenbach-Rigelschwendi vor einigen Jahren ausser Betrieb genommen wurde, betont Würms. Er würde es begrüssen, wenn grosse Skigebiete den kleinen für drei Monate je einen Pistenbully gratis zur Verfügung stellten. Das würde 20000 bis 30000 Franken Miete sparen. «Für die grossen Skigebiete, die mit Millionen rechnen, wäre das ein Pappenstil.» Der Skilift Starkenbach-Rigelschwendi wird wohl nicht mehr fahren.
«Regelmässige Kontrollen gab es schon früher»
Ihm seien keine grundlegenden Neuerungen wegen der Seilbahnverordnung bekannt, sagt Martin Bollhalder, Verwaltungsratspräsident der Skilift Hochwacht AG, Mosnang. Regelmässige Kontrollen, etwa das Röntgen der Seile, gebe es schon.
Allerdings werden laut Martin Bollhalder die Sicherheitsvorschriften allgemein immer strenger. Der Skilift Hochwacht benötigt deshalb an der Bergstation einen zusätzlichen Mast, der sicherstellt, dass der Bügel richtig eingezogen wird. 10000 Franken sind dafür budgetiert. Alle Skilifte seien betroffen, die die Bergstation nicht durch einen Menschen überwachen liessen, sagt Bollhalder. Teurer werde es aber auch, die Rollen, über die die Seile liefen, herabzunehmen, neu zu lagern, auf Risse zu prüfen und die Gummielemente zu ersetzen. 60000 Franken werde das kosten, aber die Gemeinde übernehme grosszügigerweise die Hälfte. Kein Thema ist laut Bollhalder die künstliche Beschneiung. Anders als Oberwangen müsste der Skilift Mosnang Leitungswasser verwenden. Die Beschneiung wäre erst unter minus 18 Grad oder mit Hilfe eines Kühlaggregats möglich, sagt Bollhalder.
«Problem ist oft die fehlende Liquidität»
Wer als Skiliftbetreiber regelmässig den Unterhalt der Anlagen mache und die Weisungen des IKSS befolge, müsse keine Angst vor plötzlich auftretenden hohen Kosten haben. Das erläutert Rolf Hager, Verwaltungsratspräsident des Skigebiets Wolzenalp, Krummenau. Er betont, dass das etwa bei «seinem» Skilift und bei der Anlage Tanzboden der Fall sei. Das bedeute aber nicht, dass er Degersheim die Vernachlässigung des Unterhalts unterstelle.
Das Problem der kleinen Skilifte besteht laut Hager oft darin, dass die liquiden Mittel als Folge einer Reihe von schlechten und schneearmen Wintern fehlen. Wenn eine neue Steuerung für eine betreffende Anlage nötig werde, koste das eine Stange Geld. Die meisten kleinen Skilifte seien um die 50 Jahre alt, sagt Rolf Hager. Für die elektromechanischen Steuerungen gebe es keine Ersatzteile mehr auf dem Markt oder zumindest seien solche nicht mehr rasch verfügbar. Den Sicherheitsvorschriften gewinnt Rolf Hager Positives ab. Sie seien eine Absicherung für die Betreiber, sagt er. Die kleinen Skilifte seien für die Zukunft des Skisports sehr wichtig. Die Kinder kämen auf den Geschmack am Skifahren, wenn sie einen Mittwochnachmittag auf der Piste verbringen könnten.
«Es läuft noch viel mit Fronarbeit»
Die Seilbahnverordnung, seit 2007 unverändert in Kraft, gibt Peter Wäspi vom Skilift Krinau zu bedenken. Seilkontrollen seien alle drei Jahre nötig. In der Innerschweiz gebe es viele kleine Seilbahnen, die früher behördliche Auflagen missachtet hätten.
Deshalb seien die Kontrollen strenger, sagt Wäspi. Der Skilift in Krinau schneide bei den Kontrollen sehr gut ab. Viele Unterhaltsarbeiten würden selber erledigt, weil das billiger sei als der Beizug der Herstellerfirma. Bei kleinen Skiliften laufe noch viel mit Fronarbeit. Die Personen, die am Skilift stünden, täten das ohne Entgelt. Der Vorstand des Liftes in Krinau arbeite ehrenamtlich, betont Peter Wäspi. Dennoch war der letzte Winter für den Skilift Krinau defizitär.