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Konzepte wichtiger als Resultate

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Gewehrschützin Nina Suter schiesst für Ebnat-Kappel und gehört zu den treffsichersten Juniorinnen. Für die 10-m-EM in Maribor kann sie sich aus verbandspolitischen Gründen nicht qualifizieren.

Urs Huwyler

redaktion@toggenburgmedien.ch

Vier Juniorinnen dürfen in der Abteilung Spitzensport des Schweizerischen Schiesssportverbandes (SSV) den «Ausstich» um die drei EM-Plätze bestreiten. Nina Suter (Ebnat-Kappel und Umgebung) gehört leistungsmässig zum Quartett. Doch sie wird die Ereignisse im slowenischen Maribor (6. bis 12. März) zu Hause verfolgen müssen. Unterschiedliche Ansichten über die Förderung der 18-jährigen Luftgewehrschützin zwischen den Verbands-Verantwortlichen und dem Umfeld der Schützin führen zu einer Patt-Situation.

Die Schützin, deren Eltern und Trainer Erhard Hüppi (Präsident der LG-Sektion) wollen, dass Nina Suter auch aus zeitlichen Gründen vorwiegend auf der 10-m-Anlage des Stammvereins trainieren kann. Dort fühlt sich die Sportlerin wohl, hat nach dem Wechsel von Gossau zu Ebnat-Kappel Fortschritte erzielt. Leiter Spitzensport und Gewehr-Nationaltrainer Daniel Burger in Personalunion und Trainerin Oriana Scheuss verlangen, dass sie Einheiten auf dem Stützpunkt Teufen absolvieren muss, um für eine Selektion in Frage zu kommen. Beide Seiten betonen, sie liessen sich nicht vorschreiben, was sie zu tun hätten.

Es braucht eine minimale Bereitschaft

Die Fronten scheinen verhärtet. Wo liegt das Problem? «Ich weiss nicht. Schiesst Nina gut, ist sie dabei. Sind drei andere Juniorinnen besser, bleibt sie zu Hause», sagt Erhard Hüppi. Oriana Scheuss betont, sie hätten sich verbandsintern nicht gegen eine allfällige EM-Selektion ausgesprochen, seien bereit, die Schützin vor Ort von ihrem Trainer betreuen zu lassen, doch es brauche eine «minimale Bereitschaft zur Zusammenarbeit». Was die Gegenseite nicht bestreitet. Aber Aufwand, Ertrag und individuelle Betreuung müssten neben dem Spass am Sport stimmen. Nina Suter, die als zweites Hobby volle Energy-Büchsen und Sand von Feriendestinationen sammelt, war nach Abschluss der Detailhandelslehre arbeitslos. Nun kann sie im zürcherischen Rüti mit einem Teilzeitpensum arbeiten. Damit liegt Ebnat-Kappel nahe dem Weg zwischen dem Wohnort Gossau und dem Arbeitsort, so dass an den Werktagen drei Trainings möglich sein sollten. Nach Teufen zu reisen, macht schon distanzmässig keinen Sinn.

Am längeren Selektionshebel sitzt der Verband. Also bestreitet Nina Suter zusammen mit Erhard Hüppi auf privater Basis und eigenen Kosten unter «Ostschweiz» die gleichen Wettkämpfe wie die Kaderleute. In Innsbruck und Luxemburg hat sie wiederum mithalten können. Obwohl die Belastung bei ihr grösser war als bei den Kaderleuten: Sie wollte beweisen, dass eine Selektion möglich wäre. «Ich möchte aus Freude gut schiessen. Dies ist mir wichtiger als die EM-Teilnahme», lässt sich die Dreistellungs-Vizemeisterin über 50 m nicht vom Kurs abbringen.

«Wir werden uns nicht beirren lassen»

Kurzfristig wird sich an der Situa­tion kaum etwas ändern. Vieles deutet auf einen Machtkampf bzw. eine Machtdemonstration hin. Dabei müsste der Weg im Leistungssport - dem Wort entsprechend - über die Leistung und Resultate führen. «Wir werden uns nicht beirren lassen, konsequent weiterarbeiten, auf uns konzentrieren», betont der diplomierte Trainer Erhard Hüppi. Sollte Nina Suter weiterhin mithalten können oder gar besser schiessen als die «Offiziellen», werden die Diskussionen um die Selektionskriterien und Konzepte wohl neu lanciert. Auch die Olympia-Dritte Heidi Diethelm Gerber (Märstetten) ist als Pistolenschützin mit einem Privatteam unterwegs, hat sich ihr eigenes Umfeld geschaffen. Trainiert und gecoacht wird sie von ihrem Ehemann Ernst.

Die 10-m-Luftgewehrsektion Ebnat-Kappel und Umgebung verfügt derzeit auch resultatmässig über die erfolgreichste Nachwuchsbewegung. Erhard Hüppi kümmert sich nicht nur um national bekannte Talente, sondern auch um die Neueinsteiger. Darunter befinden sich solche, die es wahrscheinlich nie an die Spitze schaffen werden, erhalten den nötigen Support - und freuen sich über neue persönliche Rekorde. Auf welchem Niveau auch immer.


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