Quantcast
Channel: Ostschweiz - St. Gallen - Toggenburg
Viewing all articles
Browse latest Browse all 1001

Pfarrerin zieht weiter

$
0
0
Mit Ennetbühl wird sie verbunden bleiben, auch wenn Susanne Hug-Maag die Pfarrstelle verlässt. Ihre berufliche Zukunft nimmt konkrete Gestalt an, sie wird an einer neuen Stelle weiterhin als Pfarrerin tätig sein.

Sabine Schmid

sabine.schmid

@toggenburg.ch

Als Susanne Hug Ende Oktober 2007 ins Pfarrhaus Ennetbühl einzog, war es für sie wie ein Heimkommen. «Ich lernte das Dorf während meines Vikariats kennen», erzählt sie. Dieses absolvierte sie im Jahr 1996 in Wattwil, von wo aus sie nach Vikariatsende und Ordination einen Sommer lang die Stellvertretung der Pfarrerin in Ennetbühl übernahm. «Ich fühlte mich dort sofort wohl». So wohl, dass es für sie einige Jahre später schnell klar war, in welcher Kirche sie ihrem Mann Stefan das Jawort gibt. Als er ihr dann vor rund zehn Jahren, damals als Pfarrerin in Wil tätig, das Stelleninserat von Ennetbühl gezeigt hatte, bekam sie Herzklopfen. Und sie wusste, dass ihre nächste Station Ennetbühl sein würde.

Veränderungen durch zwei Fusionen

Als Pfarrerin von Ennetbühl war Susanne Hug Ansprechperson für Menschen in allen Situationen. «Wenn im Pfarrhaus das Licht gebrannt hat, wussten die Leute, dass jemand da ist», sagt sie. Auf dem hölzernen Wartebänkchen im Vorraum musste indes niemand mehr Platz nehmen, wie dies zu früheren Zeiten der Fall war. Da im Pfarrhaus Wohn- und Arbeitsort nebeneinander sind, war ihr Mann immer auch mit ihrer Arbeit konfrontiert. «Er hat sie mitgetragen und akzeptiert und mich auch unterstützt», sagt sie. Vor zwei Jahren hat sich das Ehepaar Hug entschieden, das Pfarrhaus in Ennetbühl zu verlassen und eine Wohnung im Kloster Neu St. Johann zu beziehen. Die Kommentare liessen aber nicht lange auf sich warten. Die einen fanden, dass sie als reformierte Pfarrerin doch nicht «im Kloster» wohnen könne. Andere sahen dies als Zeichen der Ökumene und begrüssten diesen Schritt. Für Susanne Hug hatte es vor allem zwei Gründe: Zum einen fanden sie und ihr Mann das Pfarrhaus mit seinen acht Zimmern zu gross für zwei Personen. Zum anderen konnte Susanne Hug so ihr Büro im Pfarrhaus Krummenau beziehen und Lebens- und Arbeitsbereich in ihrem Teilzeitpensum eher trennen. «Mit allen Vor- und Nachteilen», wie sie sagt. Nicht zuletzt begründet Susanne Hug ihren Umzug auch mit den Veränderungen in der Kirchgemeinde. «Neu St. Johann liegt zwischen Ennetbühl und Krummenau, den beiden Kirchgemeinden, die in einem ersten Schritt fusioniert haben. So war ich in allen drei Gemeindeteilen unterwegs».

Die Vereinigung der Kirchgemeinden in der politischen Gemeinde Nesslau ist für Susanne Hug die grösste Veränderung in ihrer Amtszeit. «Zu Beginn meiner Tätigkeit war ich eine Einzelperson, zuständig für die Kirchgemeinde Ennetbühl», erzählt sie. Sie habe aber bereits mit der Pfarrerin von Krummenau zusammengearbeitet, beispielsweise im Konfirmandenunterricht. Und auch mit Nesslau gab es gemeinsame Projekte, wie zum Beispiel das Sonntagschullager oder die Kinderferientage im Sommer. Schon kurz nach der Fusion der Kirchgemeinden Ennetbühl und Krummenau kam von der Kantonalkirche der Auftrag, die Fusion mit Nesslau und Stein anzugehen. Die neue Kirchgemeinde Nesslau wurde im vergangenen Jahr gegründet. Susanne Hug kam ins vierköpfige Pfarrteam, es gab vieles neu zu gestalten und zu vereinheitlichen. «Die Fusionen waren anspruchsvoll und streng. Jedoch gibt es jetzt auch Chancen und Möglichkeiten, welche für eine neue Pfarrperson wunderbare Herausforderungen sind», zieht sie Bilanz. Eine der grössten und offenbar einschneidendsten Veränderungen, gerade für die Kirchbürger, sei, dass nicht mehr jeden Sonntag zur gleichen Zeit in jeder Kirche Gottesdienst sei. Dazu sei einige Kritik laut geworden. Und Susanne Hug hat nicht mehr nur in Ennetbühl gepredigt, sondern gemäss einem Predigtplan abwechslungsweise in einer der vier Kirchen. «Besonderheiten und Traditionen wie Alpgottesdiensten und ökumenischen Feiern und Gottesdiensten wird aber nach wie vor Rechnung getragen. Das ist sehr wichtig», findet sie.

Das Schöne kommt immer wieder hervor

Nach neun Jahren ist für Susanne Hug nun die Zeit gekommen, weiterzuziehen. Gespräche über die berufliche Zukunft sind im Gang und sie wird ganz sicher als Pfarrerin weiterarbeiten. Zum Zeitpunkt der Kündigung war der berufliche Fortgang noch gänzlich offen. «Ich wollte bewusst meine Arbeit in der Kirchgemeinde Nesslau beenden und nicht gerade am 1. Januar 2017 eine neue Stelle antreten», sagt sie.

Als junge Theologin frisch ab Studium sei sie sich noch nicht bewusst gewesen, was dieser Beruf mit sich bringt. Als junge Pfarrerin habe sie mit älteren und erfahrenen Menschen gesprochen und gemerkt, dass diese ihr vertrauen, ihr ihre Sorgen anvertrauen würden. Sie sieht dies als Privileg. «Das Vertrauen von Menschen zu bekommen ist eine Kostbarkeit», sagt sie. In ihrer Zeit in der Kirchgemeinde ist sie mit vielen Situationen konfrontiert worden, auch mit solchen, die sie traurig gemacht haben. «Manchmal wusste ich selber kaum, wie ich da heraus komme», sagt sie, denn einige Schicksale hätten sie sehr betroffen gemacht. In diesen Momenten müsse sie den Personen, die sich in einer Übergangsphase befinden, Sicherheit bieten. Das verlange in allem eine gewisse Professionalität. Und die erlebten Dinge zu verarbeiten sei ein Teil ihres spirituellen Lebens. Der Glaube, die Erfahrung und das Vertrauen in Gott sind es, die sie diese Aufgabe meistern lassen. «Es kommt immer wieder etwas Schönes oder es gibt Begegnungen, bei denen ich wieder auftanken kann».

Pfarrerin Susanne Hug wird am kommenden Sonntag, 15. Januar, um 9.45 Uhr im Gottesdienst in Ennetbühl verabschiedet.


Viewing all articles
Browse latest Browse all 1001