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Gemeinden verzichten auf Sole

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Auf St. Galler Kantonsstrassen kommt Sole schon seit Jahren zum Einsatz. In den Toggenburger Gemeinden hat sie sich bisher nicht durchgesetzt.

Rino Hosennen

rino.hosennen@toggenburgmedien.ch

«Das Strassenkreisinspektorat Wattwil setzt Sole in Kombination mit Auftausalz, sogenanntes Feuchtsalz (FS), schon seit Jahren ein», sagt Felix Brander, Leiter des Strassenkreisinspektorats Wattwil. Dessen Mitarbeiter benutzen der Feuchtsalzstreuung FS30, wobei Auftausalz und Sole, eine gesättigte Salzlösung, im Verhältnis 70 zu 30 gemischt ausgetragen werden. Mit dieser Komposition werden auch die Vorteile der beiden Streustoffe vereint, die im Wesentlichen in der schnelleren Wirkung, den geringeren Verwehungsverluste und dem reduzierten Salzverbrauch liegen. «Durch die Beimischung von Sole können wir den Verbrauch von Auftausalz um mindestens 10 Prozent verringern und so entsprechende finanzielle Einsparungen erzielen», sagt Felix Brander. Dadurch soll die Investition in die Infrastruktur des Werkshofs schnell amortisiert sein. Reine Sole wird bisher aber nicht ausgebracht.

Ungünstige Voraussetzungen für Soleeinsatz

Auch viele Schweizer Gemeinden haben den Einsatz von Sole schon geprüft. Die Resonanz ist durchwegs positiv. Ist Sole also die optimale Ergänzung zur Bekämpfung von Glätte und Eis? Nicht für Toggenburger Gemeinden.

«Die Streufahrzeuge müssen zusätzlich mit zwei seitlichen Soletanks und einer speziellen Streukonstruktion ausgerüstet sein», sagt Willy Altherr, Leiter des Werkhofs Neckertal. Die Gemeinde hat im Jahr 2013 den Soleeinsatz getestet. Da aber die Anwendung von Sole auf eine Bodentemperatur von -6°C begrenzt sei und die Temperaturen in der Gemeinde oft unter diese Grenze fielen, stellte sich die weiterentwickelte Methode der Schwarzräumung als ungeeignet heraus. Hinzu kommt, dass Strassen in höheren Lagen häufig nicht schwarz geräumt werden.

Auf Schnellstrassen mit hoher Verkehrsdichte und Fahrgeschwindigkeiten mache die Solestreuung aber durchaus Sinn. «Die wässrige Lösung haftet auf der Oberfläche und verhindert eine Verwehung der Salzkörner durch den Wind und den Verkehr». Durch die geringeren Verwehungsverluste und die Möglichkeiten einer feineren Dosierung und besseren Verteilung soll bis zu 70 Prozent Salz eingespart und dadurch auch die negativen Umwelteinflüsse reduziert werden.

Präventiver Winterdienst als grösster Vorteil

In der Gemeinde Kirchberg setzt man ebenfalls auf Auftausalz. Auch hier liegt der Knackpunkt bei den Kommunalfahrzeugen. «Die ganze Umrüstung hätte einen grossen finanziellen Aufwand bedeutet», sagt Max Keller, Leiter des Werkhofs Kirchberg. Zudem äussert er sich kritisch gegenüber den grossen Salzeinsparungen und zweifelt folglich auch am Sparpotenzial der Technik.

Ferner gibt es zu bedenken, dass Sole nicht bei Schnee ausgebracht werden kann. Sie taut dann zwar den Schnee ab, dadurch wird jedoch die Salzlösung verdünnt und somit der Wirkungsgrad entsprechend gesenkt. Schlimmstenfalls wird die Glatteisbildung noch verstärkt, wie ein Informationsblatt des Schweizerischen Gemeindeverbands schreibt.

Einig sind sich die Gemeinden über das grosse Potenzial des präventiven Winterdienstes. «Bei kritischen Wetterlagen wie niedrigen Temperaturen und zu erwartenden Niederschlägen kann Sole bereits am Vorabend präventiv ausgebracht werden und im vorherein Glatteisbildung verhindern, sodass weniger Nachteinsätze der Räumungsdienste benötigt werden», sagt Keller.


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