Christiana Sutter
Die Ski geschultert, die Stöcke unter den Armen und die farbige Weste übergezogen, damit das Kind auch weiss, in welche Gruppe es gehört und der Skilehrer die Skizwerge finden kann. Ein ganz normaler Skischultag in der Skischule Wildhaus. Vergangene Woche waren 350 Kinder in der Skischule, betreut von 75 Ski- und Snowboard-Lehrern. Die kleinen Gäste sind Ski- oder Snowboard-Einsteiger oder fortgeschrittene Schneesportler. Heute sind über 90 Prozent der Kundschaft Kinder und Jugendliche. Sie werden je nach Fahrkönnen in Klassen eingeteilt. Erwachsene Skischüler Einzellektionen, damit die Skilehrer direkt auf ihre Bedürfnisse eingehen können.
Zu Beginn der Wildhauser Skischule war der Anteil Kinder rund ein Prozent. Dies steigerte sich von Jahr zu Jahr. 1964 waren es bereits 30 Prozent. Diesen Trend nahm auch der damalige Skischulleiter Hans Forrer auf. Er richtete in der Skischule einen Kinderhort mit einer Kindergärtnerin ein, damit die Eltern unbeschwert Skifahren gehen konnten. Zu jener Zeit gab es noch mehr erwachsene Skischüler. «Während meiner Zeit bauten wir einen Kindergarten», sagt Karl Allmann, «und auch das Skischulbüro wurde vom Tennishäuschen dorthin umgesiedelt». Während der Skischulleiter-Zeit von Fridli Näf nahm die Anzahl der Schüler in den Klassen ab. Der administrative Aufwand stieg. Näf entwickelte ein Computerprogramm zusammen mit dem Verband der Schweizerischen Skischulen, welches wohl heute noch angewendet wird.
Der heutige Skischüler ist Schweizer
Zu Beginn der Skischule waren es Schweizer, die Skifahren lernen wollten. Dann kamen die Holländer. «Diese sind oft ohne Handschuhe und noch fast barfuss gekommen», sagt Hans Forrer, «aber sie sind bei jedem Wetter gekommen.» Die Gäste zu jener Zeit blieben oft zwei Wochen. Auch zu Karl Allmanns Zeiten blieben die Gäste länger in der Gegend und somit in der Skischule. «An Weihnachten hatten wir oft zehn bis zwölf Skilehrer im Einsatz.» Nebst dem Skifahren war zu jener Zeit Langlauf ein Thema. «Wir beschäftigten bis zu acht Langlauflehrern.» Für die damaligen Skischüler war das begleitete Skifahren wichtig. Der Skilehrer war Motivator und Animator. «Oft riefen auch Ehepartner nach 18 Uhr an und fragten, wo ihr Mann oder seine Frau ist», sagt Allmann lachend, «aber sie waren ja in bester Gesellschaft und gut aufgehoben.»
Bereits Ende der 80er-Jahre bemerkte man in der Skischule Wildhaus das Fehlen der Schweizer Gäste, «auch die holländischen Gäste blieben immer mehr weg». Eine Erklärung sieht Näf darin, dass die österreichischen Skigebiete aufholten. Christian Schmid, der aktuelle Skischulleiter, sagt, dass nach dem Euroschock die deutschen und holländischen Gäste wegbleiben. «Früher, während der Fastnachtszeit, waren die Hälfte der Gäste Deutsche. Heute gibt es noch vereinzelte Franzosen oder Engländer.» Der heutige Skischüler ist Schweizer.
Wildhauser Skilehrer sind Experten
Was nach Ende des Zweiten Weltkriegs einem ständigen Wandel ausgesetzt war, war die Skitechnik. In den 1960er-Jahren, vielen noch bekannt, der Stemm-Christiania. Die Kurve wurde durch eine Hochbewegung mit V-förmig ausgestellten Skis gefahren. Kurzschwingen ist heute noch ein Schwung, welcher einen Skifahrer auszeichnet und mit dem dieser seine Unterschrift in den Schnee schreiben kann. Hans Forrer sagt, dass er zwischen seinen beiden Skischulleiter-Tätigkeiten ein Jahr als Skilehrer in Kanada war, «dort ist man genau das Gegenteil gefahren, es wurde tief entlastet», sagt er schmunzelnd.
In den 70er-Jahren wurden diese Schwünge weiterentwickelt. Jenes Jahrzehnt war auch geprägt durch teilweise akrobatische Schwünge. Beispielsweise die OK-Technik. Dieser Schwung wurde mit den Oberschenkeln und den Knien ausgelöst. Aber auch der Känguruh- oder Jet-Schwung gehörte dazu. Für die Rennfahrer war die Umsteigetechnik das Mass aller Dinge, sei es auf, gegen den Ski oder sogar fliegend. In der Zeit, als Fridli Näf Skischulleiter war, wurde sowohl von Hoch-, aber auch von Tiefentlasten gesprochen, «alles war möglich und alles funktionierte irgendwie». Für Näf war klar, dass jetzt eine Vereinheitlichung in der Skitechnik kommen musste. Im darauffolgenden Jahrzehnt war das technische Verständnis des Skilehrers gefragt. Die Aussensteuerung des Skis war Thema in der Skitechnik. Da war oft folgende Beschreibung für einen Schwung zu hören: Vor-Hoch-Kipp-Tief-Gegendrehen - einfach ausgedrückt: der Parallelschwung. Dafür, dass all diese Techniken von den Skilehrern auch richtig gelernt werden und an die Skischüler weitergegeben werden können, war und ist eine gute Ausbildung wichtig. Die Wildhauser Skischule zeichnet sich seit jeher dadurch aus, dass sie immer Skilehrer-Experten in ihren Reihen hat, früher wie auch heute noch.
Nebst all den Techniken ist auch das Material für die Schneesportler massgebend. Eine grosse Innovation, die sich etabliert hat, war Ende der 90er-Jahre die Einführung der stärker taillierten Ski. Die funktionelle Technik wurde eingeführt. «Die Bewegungen wurden auf das Minimum reduziert, und die Radien wurden enger», sagt Christian Schmid. Carving ist entstanden. Heute ist es das Material, das die Technik beeinflusst. In den 90er-Jahren hat auch das Snowboard die Skischule in ihren Bann gezogen. Zeitweise nahmen die Snowboarder fast überhand gegenüber den Skifahrern. «Heute sind es aber nur noch wenige Snowboarder, und wenn, sind es bereits fortgeschrittene Fahrer.»
Christian Schmid ist bereits wieder auf dem Sprung auf die Piste zu seinen Skilehrern. Die Skischulkinder fahren ihr Skirennen. Dieses Rennen am Schluss einer Skischulwoche hat Tradition. Für Schmid ist es wichtig, dass er zur richtigen Zeit genügend Skilehrer auf dem Platz hat und diese richtig einteilen kann, «das Personelle ist heute die grösste Herausforderung.» Der Skischulleiter wünscht sich für die Zukunft, dass die Gäste zufrieden sind, die Kinder Freude haben «und die Tradition der Skischule Wildhaus weitergeführt wird.»
Freitag, 17. Februar, ab 20 Uhr. 80-Jahre-Jubiläumsfeier im Hotel Hirschen in Wildhaus.