Der Umweltwissenschafter Atlant Bieri hat den Text des Buches «Globi und die Energie» verfasst. Der Autor hat im Toggenburg viel gesehen, das nachahmenswert ist.Wie sind Sie zum Auftrag gekommen, das Buch «Globi und die Energie» zu verfassen?
Atlant Bieri: Ich wurde vom Globi-Verlag angefragt. Ich wurde empfohlen, weil ich 2013 ein SJW-Heft über Salzkrebse und über die Ökologie publiziert hatte. Bei beiden Publikationen ging es darum, kindergerecht zu schreiben. Die Herausforderungen waren also ähnlich.
Welches waren die grössten Herausforderungen beim Verfassen des Buches?
Bieri: Ich musste viele Vereinfachungen vornehmen, um für die Zielgruppe verständlich zu schreiben, und ich musste Globi richtig kennenlernen. Das Buch richtet sich an Kinder der ersten und zweiten Klasse der Primarschule.
Was haben Sie im Toggenburg Nachahmenswertes und Nicht-Nachahmenswertes gesehen in bezug auf die Energiepolitik?
Bieri: Ich habe im Toggenburg viel Nachahmenswertes gesehen. Viele Privathäuser und Industriegebäude sind mit Photovoltaikzellen eingedeckt.
Was hat Ihnen besonders gefallen?
Bieri: Besonders nachahmenswert ist die Bergstation Gamplüt in Wildhaus. Durch die Holzheizung, die Photovoltaikanlage und die Windturbine wird so viel Strom produziert, dass es für die Seilbahn und für das Hotel im Tal reicht. Genau so könnte unsere Zukunft aussehen: Jedes grössere Haus ist ein Kraftwerk.
Wie lange dauerte die Arbeit am Buch «Globi und die Energie»?
Bieri: Für die Recherche reiste ich über einen Monat durch die Schweiz. Mehrheitlich war ich im Toggenburg unterwegs. Die ganze Schreibarbeit und die Überarbeitungen plus das Erstellen der Grafiken dauerten über ein halbes Jahr.
Sind alle Stationen, die Sie für das Buch besucht haben, im Toggenburg zu finden?
Bieri: Nein, einige sind ausserhalb des Toggenburgs, etwa im Taminatal. Dort liegt das Pumpspeicherkraftwerk Mapragg. Es war bis vor wenigen Jahren das grösste Pumpspeicherkraftwerk in der Schweiz. Ich habe auch die Zentrale von Swissgrid in Laufenburg besucht, von der aus das ganze Schweizer Stromnetz geregelt wird. Das war ebenfalls faszinierend.
Ist Globi jetzt ein Linker geworden, wie eine andere Zeitung vermutete?
Bieri: Globi ist Globi. Er ist von Natur aus neugierig, eine Art Daniel Düsentrieb. Wenn ihn ein Thema interessiert, muss er es beackern.
Können Sie das mit einem Beispiel illustrieren?
Bieri: Globi erfährt von der Energiewende und schliesst im Übermut eine Tankstelle, da sie nicht mehr gebraucht werde. Der Tankwart wird natürlich wütend und erklärt Globi, dass er Benzin verkaufen muss, um Geld zu verdienen. Globi lernt so, dass die Energiewende nicht so einfach ist. Globi stellt aber auch kritische Fragen. Im Buch gibt es über jede Energieform einen Kasten mit ihren Vor- und Nachteilen. Jeder kann sich so seine eigene Meinung bilden.
Weshalb spricht Globi nicht mehr in Reimen? Reime waren ja früher eines seiner Markenzeichen.
Bieri: «Globi und die Energie» erscheint in der Kinder-Sachbuch-Reihe «Globi-Wissen» die es seit 2005 gibt und die schon einige relevante Themen aufgegriffen hat. Die Klassik-Reihe behält die Reime bei, etwa in «Globi und der Goldraub». Die Wissen-Reihe ist auch zeichnerisch sehr anspruchsvoll, Wissenschaft und Technik darzustellen.
Wie verlief die Zusammenarbeit mit dem Zeichner Daniel Müller?
Bieri: Zuerst habe ich ein Drehbuch von fast zehn Seiten geschrieben. Es enthält die verschiedenen Stationen und Themen sowie die Bildideen. Dann habe ich jede einzelne Seite des Buches niedergeschrieben und die Bildideen dazu verfeinert. Ich habe an allen Orten, die ich besucht habe, mit dem Handy fotografiert und gefilmt. Zudem habe ich im Internet recherchiert. Das habe ich schliesslich alles an Daniel Müller übergeben, damit er sehen konnte, wie beispielsweise ein Wasserkraftwerk von innen aussieht. Die Zusammenarbeit mit ihm hat hervorragend geklappt.
Dann haben Sie also die Geschichte konzipiert, und Daniel Müller hat danach gezeichnet?
Bieri: Ich habe zuerst mit der Verlagsleiterin über das Reihenkonzept, welches ich nicht kannte, und über die möglichen Inhalte gesprochen. Danach haben wir uns mit den Fachleuten der Vereinigung Energietal Toggenburg zusammengesetzt und deren Inputs aufgenommen. Danach gab es eine Art Drehbuch. Es war ein langer und sehr intensiver Prozess. Wir sind mehrmals zusammengesessen. Daniel Müller hat die ersten Entwürfe mit Bleistift gezeichnet. Die Reinzeichnungen mit Farbe erfolgten dann am Computer.
Hat sich Ihr Verhalten, was das Energiesparen betrifft, durch die Arbeit am Globi-Buch verändert?
Bieri: Ich habe viel gelernt. Zum Beispiel, dass die Umwälzpumpen der Heizungen in den meisten alten Häusern überdimensioniert sind. Durch eine einfache Massnahme - alte Pumpe raus, neue Pumpe rein - könnten alle Schweizer Haushalte zusammen so viel Strom sparen, wie ein Kernkraftwerk im Jahr produziert. Bei meinem Haus ist bereits eine sparsame Umwälzpumpe eingebaut. Ich heize allerdings immer noch mit Öl. Früher oder später werde ich sie durch ein Heizsystem ersetzen, das von einer erneuerbaren Energie gespeist wird.
Werden Sie künftig, wie Globi im Buch, selber Tankstellen schliessen?
Bieri: Das sicher nicht. Für die Recherchen für das Buch durfte ich aber ein Elektroauto fahren. Begeistert stellte ich fest, dass Elektroautos sich wie konventionelle Autos fahren, aber noch Strom produzieren, wenn man bergab unterwegs ist. Wenn mein bisheriges Auto mit Benzinmotor ersetzt werden muss, werde ich den Kauf eines Elektroautos prüfen. Leider ist die Schweiz bei der Förderung von Elektroautos eher langsam. Andere Länder sind da rascher.