ALT St.JOHANN. Was, wenn nicht Frieden, ist der grösste Wunsch zahlreicher Menschen bei der aktuellen Weltlage? Und tiefen inneren Frieden und zu Herzen gehende Gesänge durften alle, die den ökumenischen Gottesdienst am Muttertag besuchten, auf eindrückliche Weise erleben. Unter der Leitung von Doris Bühler-Ammann und Werner Huser waren bei der Uraufführung von «Dona nobis pacem», was so viel heisst wie «Gib uns Frieden», die beiden Kirchenchöre von Alt St.Johann zu hören, an der Orgel begleitet von Rainer Brändle. Der Gottesdienst, zelebriert von Andreas Spöcker, Pastoralassistent der Katholischen Seelsorgegemeinde Oberes Toggenburg, und Eva Anderegg, evangelische Pfarrerin Wildhaus-Alt St.Johann, stand ganz im Zeichen des Friedens.
Traditionell und doch anders
Die Aufteilung in «Kyrie», «Gloria», «Sanctus» und «Dona nobis pacem» wurde von Peter Roth mit «O ignis spiritus» ergänzt. Dieses Lied stellte den Bezug zu Hildegard von Bingen her. Wie Eva Anderegg betonte: «Eine Frau, die Gott als glänzende Sonne sah und überzeugt war, dass Gesundheit und Schönheit aus dem Inneren kommen.» Die kraftvollen Stimmen des Frauenterzetts beeindruckten dabei mit aussergewöhnlicher Leistung.
Dass sich Hildegard von Bingen oft mit den Mächtigen anlegte und beharrlich ihren Weg ging, ist bekannt. «Es war der Heilige Geist, der ihr die nötige Kraft verlieh», betonte Eva Anderegg. Auch in der heutigen Zeit sei es möglich, das eigene Leben mit Liebe und Besonnenheit zu füllen. Und wenn dies einmal nicht so gut gelinge, «sollten wir dafür sorgen, dass Groll und Angst nicht zu viel Platz erhalten. Dann können wir den inneren Frieden finden.»
Für Andreas Spöcker war es, wie er zu Beginn des Gottesdienstes betonte, «ein besonderer Anblick, eine so volle Kirche zu sehen». Die Aussage wurde von Seiten der Anwesenden mit leisem Lachen quittiert. «Die Tage zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten ist die Zeit des Wartens auf den Heiligen Geist, der auch als <Motor der Kirche> bezeichnet wird», liess der Pastoralassistent die Anwesenden wissen.
Den inneren Frieden finden
Komponist Peter Roth widmete sein Werk den beiden Kirchenchören. « Mögen wir im Singen und Hören dieser Messe unsere eigene Mitte, den innern Frieden finden; lassen uns Texte und Musik in ein Raum-Zeit-Gefühl eintauchen, das unsere modernen Götzen Konsum, Sucht und Materialismus verblassen lässt», schreibt er in seinem Vorwort zu «Dona nobis pacem».
Auch nach 2000 Jahren sei die Faszination der liturgischen Gesänge der römisch-katholischen Kirche ungebrochen. Zurückgehend auf Papst Gregor (540 bis 604), der im sechsten Jahrhundert eine erste Sammlung der über alle europäischen Klöster verstreuten Gesänge erstellte, werden die Lieder aus dieser Zeit als «gregorianische Gesänge» bezeichnet. Gemäss Peter Roth setzte die Entwicklung der mehrstimmigen Musik im Abendland erst nach dem Jahr 1000 ein, aus diesem Grund werden die gregorianischen Gesänge bis heute meist einstimmig intoniert.
Im aktuellen Werk von Peter Roth, einer Messe für Soloterzett, Chor und Orgel, begegnen sich einstimmige Melodien und vierstimmiger Chorgesang, alpenländischer Dreigesang im Terzett und ein Orgelsatz mit Intonationen und Begleitstimmen.