ALT ST.JOHANN. Das Publikum hiess die von beiden Seiten einströmenden Kinder und Jugendlichen mit einem warmen Applaus willkommen. Dabei brauchte es ein wenig Ausdauer. Denn es waren immerhin über 120 Kinder, welche in einem farbenfrohen Zug die Bühne bestiegen. Unter den Dritt- bis Sechstklässlern der Primarschulen Wildhaus, Unterwasser und Alt St. Johann waren dieses Jahr als Gäste aus Übersee zehn Kinder der Taiwu Ancient Ballads Troupe. Sie kamen aus dem gebirgigen Südtaiwan und boten in ihren traditionellen Kostümen einen besonders farbenprächtigen Anblick.
Verbindendes Projekt
Mit sichtlichem Stolz zeigten die Obertoggenburger Kinder, was sie in der vorangegangenen Projektwoche alles gelernt hatten. Die Schülerinnen und Schüler besuchten Ateliers in Jodeln, Obertonsingen, Rhythmusschulung, Weben sowie australische Didgeridoos bauen und spielen, das alles bei ausgewiesenen und begeisterten Kursleitern. Und dann eben: Einstudieren von traditionellen Liedern einer uralten Ethnie auf Taiwan, der Paiwan. Die harmonisch klingenden Lieder waren den Müttern gewidmet, dem Dank für eine gute Ernte, dem Vergnügen an Tanz und Spiel oder der Lebensfreude schlechthin. Man muss das gesehen und gehört haben, mit wie viel Ernst, Hingabe, aber auch Freude die Kinder zusammen mit ihren taiwanischen Gästen ihre Solis und Parts sangen, alles auswendig und in der Originalsprache. Wie eine dankbare und sichtlich bewegte Nadja Räss am Schluss der eindrücklichen Präsentationen auf der Bühne sagte: «Toleranz war nicht nur ein Slogan, sie wurde auch gelebt.»
Ernst, Witz und Wohlklang
Das Projekt wurde von langer Hand vorbereitet. Die Türen dafür, dass die taiwanischen Kinder ins Obertoggenburg reisen konnten, waren von Komponist und Taiwan-Spezialist Fabian Müller aufgestossen worden, der das Projekt mit einem Referat begleitete. Dabei mussten auch einige Hürden genommen werden. So erteilte die Schulleitung den taiwanischen Schülerinnen und Schülern die Erlaubnis zur Reise nur unter der Bedingung, dass diese während ihres Schweizer Aufenthalts den Schulstoff nacharbeiteten. Um das zu garantieren, reiste ihr Schulleiter persönlich mit. Die Verständigung unter den Kindern sei sehr gut gewesen und habe bestens funktioniert, sagte Räss. Es stand während der ganzen Woche eine Übersetzerin zur Verfügung. Das Programm verband Ernst, Spass und Wohlklang. Dazu trug auch der fröhliche Auftritt der Innerrhödler «Meedle» aus Meistersrüte bei. Die vier jungen Sängerinnen trugen traditionelles Appenzeller Liedgut und speziell für sie bearbeitete moderne Titel vor. Sie entzückten das Publikum durch ihren feinen Witz und ihre reinen, teils kühnen Harmonien.
Etwas robuster ging es bei den Rhythmusdarbietungen zu. Sie erfolgten unter der Leitung des aus dem Kongo stammenden Zürcher Perkussionisten Prosper N'Kouri, der auch das Publikum zu ausgelassenem Mitwirken animierte. Dabei verlangte er ihm dezidiert einen Schuss afrikanisches Temperament ab - was es nach einigen Übungsgängen auch problemlos lieferte.
Höhepunkt des Programms war die Schlussdarbietung, wo alle Beteiligten gleichzeitig auf der Bühne standen und eine Art Querschnittsymphonie zum Erklingen brachten: gleichzeitig ein Ohren- wie ein Augenschmaus.