DIETFURT. 9000 Kilometer lang ist die Reise, die mehrere Holzbearbeitungsmaschinen aus Dietfurt seit Anfang Mai in einem grossen Schiffscontainer zurücklegen. Ihr Ziel ist die Provinz Kampong Chhnang in Kambodscha, Südostasien. Dort bauen Helfer der Hilfsorganisation Smiling Gecko auf ihrem Farmgelände eine rund 400 Quadratmeter grosse Schreinerei nach Schweizer Standard, die «Smiling Gecko Carpentry». Das Fundament des Baus steht bereits. Es wird noch bis Mitte Juni dauern, bis die Maschinen mit Wurzeln im Toggenburg den Transport auf dem Wasser- und Landweg hinter sich haben.
Aus Gespräch wird Projekt
Peter Eigenmann und Hannes Schmid, der Fotokünstler aus Unterwasser, der «Smiling Gecko» gegründet hat und heute als Vizepräsident der Organisation amtet (siehe Kasten), lernten einander bei einem Vortrag über «Smiling Gecko» kennen. Anschliessend wurde über das Projekt Schreinerei gesprochen. Dieses zufällige Gespräch hatte das gemeinsame Vorhaben zur Folge.
Die Firma Eigenmann AG hat bei der Projektierung und Beschaffung der Maschinen und Werkzeuge ihre Erfahrung und ihr Fachwissen eingebracht. Mehrere der stationären Holzbearbeitungsmaschinen wurden von einem Kunden gespendet, in dessen Betrieb es gebrannt hatte. Die Firma Eigenmann AG hat diese Geräte nach Dietfurt transportiert und so weit wieder aufgearbeitet, dass sie für den Einsatz in Kambodscha einwandfrei funktionieren.
Um eine funktionierende Schreinerei zusammenstellen zu können, wurden einige Gebrauchtmaschinen aus dem Angebot der Firma Eigenmann AG verwendet. Die benötigten Maschinenwerkzeuge wurden von der Firma Sigrist & Müller gespendet. «Weiter hat die Firma Eigenmann AG bei Lieferanten Kleinmaschinen, Handwerkzeuge, Verbrauchsmaterial und Betriebseinrichtungen zu Sonderpreisen beschafft», erklärt Peter Eigenmann. «So konnte am Schluss für einen kleinen Betrag eine komplett funktionierende Schreinerei verladen werden.»
Das Alter ist ein Vorteil
Die Maschinen, die bald im Rahmen von «Smiling Gecko» zum Einsatz kommen werden, sind rund 30 Jahre alt.
Dem heutigen Schweizer Standard entsprechen die Maschinen nicht mehr. Für «Smiling Gecko» jedoch ist ausgerechnet die fehlende Elektronik ein Pluspunkt, sagt Peter Eigenmann. «Das entspricht den Gegebenheiten im Kambodscha. Computergesteuerte Maschinen, wie es sie bei uns gibt, könnten vor Ort kaum repariert werden, weil das benötigte Fachwissen dafür noch nicht vorhanden ist. Verwendet werden können die Maschinen laut Peter Eigenmann beim Bau von Möbeln, Kücheneinrichtungen, Holzgebäude, Fassaden etc. Mit den Verantwortlichen von «Smiling Gecko» ist der Geschäftsführer in regelmässigem Kontakt.
Hilfe zur Selbsthilfe leisten
Die Fertigstellung der Schreinerei in Kampong Chhnang ist für «Smiling Gecko» aber erst der Anfang. Die Organisation leistet nämlich Hilfe zur Selbsthilfe. Ein Schweizer Schreinermeister begleitet den Aufbau und wird den Betrieb anschliessend leiten. «Wie bei allen Smiling-Gecko-Projekten wird auch bei der Schreinerei Wert darauf gelegt, dass junge Kambodschaner eine qualifizierte Ausbildung erhalten, die sie dazu befähigt, den Lebensunterhalt für sich und ihre Familien nachhaltig selbst zu verdienen», heisst es dazu auf der Website von «Smiling Gecko».
Das Ziel besteht darin, junge Einheimische in der Theorie und Praxis für dieses Handwerk zu schulen. Hierzu wird laut «Smiling Gecko» ein auf die kambodschanischen Verhältnisse angepasster Ausbildungsplan erstellt. Besonders berücksichtigt wird ausserdem die Verwendung von lokalen Materialien.
Ausgangslage für viele Projekte
Die Schreinerei in Kampong Chhnang wird dereinst dazu dienen, den wachsenden Bedarf an Schreiner- und Tischlerarbeiten für die weiteren Projekte von «Smiling Gecko» kostengünstig und schnell zu decken. Unter anderem können davon aus Slums umgesiedelte Familien, Dorfschulen und das organisationseigene Guesthouse auf dem Farmgelände profitieren.