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Junge Äschen zurück in der Thur

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In den vergangenen Tagen hat der kantonale Fischereiaufseher Christoph Mehr Sömmerlinge der Äsche in der Thur ausgesetzt. Sie wurden in der Fischzuchtanlage in Rorschach ausgebrütet und sollen den Bestand dieser Fischart langfristig sichern.

LICHTENSTEIG. Es ist eine schöne Arbeit, aber keine, die sich leicht machen lässt. Christoph Mehr, der kantonale Fischereiaufseher, der für die Thur zuständig ist, setzt junge Äschen in die Thur ein. «Ich kenne einige Standorte, an denen bereits Äschen gesehen wurden. Dort lasse ich die kleinen Fische, die in der Fischzuchtanlage in Rorschach ausgebrütet wurden, ins Wasser», erklärt er. Dabei muss er aber einiges beachten. Bereits der Weg ans Thurufer ist teilweise steil und glitschig. Am Wasser angekommen, misst Christoph Mehr als erstes die Wassertemperatur. «Diese sollte nicht zu hoch sein, da Wasser mit mehr als 25 Grad Celsius für Fische wie die Äschen tödlich sein kann», erklärt er.

Achtung auf die Bachforellen

Christoph Mehr transportiert die Fische, die Sömmerlinge genannt werden, in einer mit Wasser gefüllten und mit Sauerstoff belüfteten Transportkiste. Dieses stammt aus dem Bodensee. «Bevor ich die Äschen in die Thur freilassen kann, muss ich dieses Wasser mit Thurwasser vermischen, weil die Zusammensetzung verschieden ist und dies die Fische merken», erklärt er. Zudem verringert er so den Temperaturunterschied zwischen dem See- und dem Flusswasser, was den Fischen bei der Akklimatisierung hilft.

Nicht zuletzt achtet der Fischereiaufseher genau darauf, wo er die kleinen Äschen freilässt. «Dort, wo ich gleich mehrere Bachforellen sehe, ist es ungünstig», sagt er. Denn nebst wasserlebenden Insekten gehören auch kleine Fische zum Speiseplan der Bachforelle. Sie ist aber nicht der einzige Feind, der die Äschen bedroht. Wenn sie grösser werden, werden sie zu Nahrung von Vögeln. Auch hofft der Fischereiaufseher, dass die Strömung nicht zu gross wird, denn sonst werden die kleinen Fische weggeschwemmt. «Mit jedem Tag wachsen sie und werden stärker», erklärt Christoph Mehr.

An die Natur gewöhnt

In der Fischzucht in Rorschach wurden die kleinen Äschen auf ihr Leben in der Natur vorbereitet. «Wir haben sie mit lebendem Plankton gefüttert und im Rundstrombecken an die Strömung gewöhnt», sagt Christoph Mehr. So hätten sie die fürs Überleben in einem Fluss nötige Kondition aufgebaut. Dennoch setzt er den Zeitpunkt des Aussetzens möglichst früh an, damit sich die Tiere schon als Jungfisch an die natürlichen Gegebenheiten im Flusssystem der Thur gewöhnen können und dadurch bessere Überlebenschancen haben. Wie gross diese sind, kann Christoph Mehr jedoch nicht abschätzen, da es schwer ist, die Fische zu zählen. Zwar gibt es in der Thur noch geschlechtsreife Äschen, aber wie gross die natürliche Fortpflanzung ist, ist ungewiss. «Hier setzen wir an, indem wir nur von Tieren aus der lokalen Thur-Population Eier und Samen entnehmen und dies unter kontrollierbaren Umständen in der Fischzucht Rorschach, ab nächstem Jahr im neu gebauten kantonalen Fischereizentrum Steinach ausbrüten und aufziehen», erklärt Christoph Mehr.

Der Aufwand der Aufzucht der Äsche wird vom Kanton St. Gallen und dem Fischereiverein Thur gefördert. Dazu gehören auch angepasste Bewirtschaftungsstrategien und nachhaltige Lebensraum-Aufwertungsmassnahmen. «Wir versuchen, die Population der Äsche in der Thur auf diesem Weg zu erhalten», betont Michael Kugler, wissenschaftlicher Mitarbeiter im kantonalen Amt für Natur, Jagd und Fischerei. Diese Population ist eine von rund 15 in der Schweiz. «Und wenn sie verschwunden ist, ist etwas Einmaliges verloren», so Michael Kugler.


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