DICKEN. Vreni Wild schien sich vom Wetter beeindrucken zu lassen und begann ihre Rede bewusst mit einem negativen Unterton: «Zu hohe Steuern, alles viel zu teuer, zu hohe Mieten, zu hohe Krankenkassenprämien, unsichere Altersvorsorge, Terror...»
Es waren ihre Antworten auf die Frage: «Wie geht es der Schweiz?» Doch dann relativierte die Gemeindepräsidentin ihre Aussage mit der Frage: «Sind wir uns bewusst, dass wir in einem der reichsten Länder leben, dass wir uns am Morgen nicht fragen müssen, ob wir für unsere Familien genügend zu essen auftreiben können?»
Was will man eigentlich noch?
Vreni Wild weiter: «Manchmal, wenn ich die Ansprüche an die Politik höre, frage ich mich schon ernsthaft, was man eigentlich noch alles will.» Was man selber nicht zu leisten bereit sei, werde der Öffentlichkeit übergeben. «Wir verharren in einem Wohlstand, der uns eigentlich gar nicht guttut, und alle haben Angst, dass man ihnen etwas wegnehmen will.» Früher sei alles anders gewesen, sagte Wild, man fuhr ohne Airbag, man trank Wasser aus jedem Brunnen und man sei kopfvoran mit dem Schlitten die Strassen heruntergefahren und habe erst auf der Fahrt gemerkt, dass man nicht mehr bremsen konnte. «Gute alte Zeit - könnte man sagen. Wie haben wir das bloss überlebt?»
Leben sie auch dort!
Doch in der alten Zeit hängenbleiben bringe nichts. Vorwärts schauen, die bekannten Probleme angehen, Zukunft mitbestimmen. Und: «Geben Sie Ihr Geld aus, wo Sie es verdienen, und nicht in Deutschland. Wohnen sie nicht nur an einem Ort, sondern leben sie auch dort.»
Es sei schon einzigartig, meinte Thomas Mutti, der Präsident des organisierenden Verkehrsvereins, dass Dicken der einzige Ort in der Gemeinde sei, an dem eine öffentliche Bundesfeier stattfinde. Und zudem habe man auch noch ein goldenes Händchen bei der Wahl des Festredners gehabt. Die Gemeindepräsidentin sei nämlich schon einige Jahre nicht mehr in Dicken aufgetreten.
Dass die Dickler einzigartig feiern können, bewiesen sie mit Standhaftigkeit gegen die Wetterunbill. Und mit viel Musik von der Musikgesellschaft, einem Lampionumzug der Kinder und gemütlichem Zusammensitzen unter dem Vordach der Turnhalle bis spät in die Nacht.