TOGGENBURG. Wenn sich die Sommerferien dem Ende zuneigen, steht für viele Jugendliche der erste Arbeitstag überhaupt bevor. Im August starten die Schulabgängerinnen und Schulabgänger, die sich nicht für eine weiterführende Schule oder ein Brückenangebot entschieden haben, mit ihrer Berufsausbildung. Sofern sie denn einen Ausbildungsplatz gefunden haben. Die Chancen dazu sind in den letzten Jahren besser geworden.
Wegen der demographischen Entwicklung kommen immer weniger Suchende auf freie Lehrstellen. Im Kanton St. Gallen hat die Anzahl der sich im letzten Schuljahr befindlichen Schülerinnen und Schüler von 2008 bis Mai dieses Jahres um rund 23 Prozent abgenommen.
Schweizweit noch 7000 Stellen
Auf der anderen Seite dieser Entwicklung stehen die Firmen, die zunehmend Mühe haben, ihre Lehrstellen zu besetzen. Das Bildungsdepartement des Kantons St. Gallen schrieb bereits Ende Juni in einer Mitteilung, dass die mehrjährige Entwicklung einer zunehmenden Konkurrenz der Lehrbetriebe sich auch dieses Jahr fortsetze.
Anfang August waren gemäss der Plattform berufsberatung.ch schweizweit noch rund 7000 Lehrstellen offen, davon rund 1000 im Kanton St. Gallen. Wie eine Rückfrage beim Amt für Berufsbildung des Kantons St. Gallen ergab, sind davon 152 Lehrstellen im Toggenburg als offen gemeldet. Die Zahlen sind indes mit einiger Vorsicht zu geniessen. Wenn Betriebe ihre offenen Lehrstellen nicht melden würden, tauchten sie in der Statistik nicht auf. Das Gleiche gelte im umgekehrten Fall, wenn sie die Besetzung einer zuvor gemeldeten Lehrstelle nicht übermittelten.
Wenn man die offenen Lehrstellen auf der schweizerischen Online-Plattform genauer anschaut, scheinen einige Firmen im Toggenburg mehrere Lehrstellen für ähnliche Berufe ausgeschrieben zu haben, die sie aber kaum alle besetzen werden.
Eine Analyse der Zahlen - auch die Informationen auf der Online-Plattform beruhen auf den Zahlen des Kantons, wenn auch mit einer zeitlichen Verzögerung - ergibt trotz dieser Unsicherheiten einen interessanten Einblick. So befinden sich die offenen Lehrstellen fast zur Hälfte im oberen Teil des Toggenburgs. Rund 70 Stellen sind von Ebnat-Kappel bis Wildhaus noch zu besetzen. Im unteren Teil sowie in der Region Wattwil/Lichtensteig sind es mit rund 50 beziehungsweise rund 30 bedeutend weniger. Im Neckertal sind es nur rund 10 Lehrstellen, die noch nicht besetzt werden konnten.
Maurer gesucht
Die offenen Lehrstellen sind zum grössten Teil in eher handwerklichen Berufsfeldern zu finden. Spitzenreiter ist das Berufsfeld Holz/Innenausbau mit 21 offenen Stellen. Dahinter folgen Gebäudetechnik (19) und Bau (18). Auch wenn man auf die konkreten Berufsausbildungen fokussiert, zeigt sich ein ähnliches Bild. Die Liste führen die Berufe Maurer und Zimmermann an. Auf den folgenden Rängen ist zu erkennen, dass auch Berufe, die mit Lebensmitteln zu tun haben, nicht uneingeschränkt beliebt zu sein scheinen. Für Schulabgänger, die sich gerne als Koch oder Bäcker/Konditor ausbilden lassen möchten, sind noch mehrere Lehrstellen zu finden. In den Berufsfeldern Nahrung und Gastgewerbe sind noch 17 beziehungsweise 16 offene Stellen aufgeschaltet.
Eintritt bis Herbstferien
Für Schülerinnen und Schüler, die vor kurzem die Schule beendet und noch keine Lehrstelle gefunden haben, besteht also durchaus noch die Möglichkeit, eine solche zu finden. Obwohl in der Woche vom 15. August der Unterricht in den Berufsfachschulen startet, können neue Lernende auch noch später einsteigen. Fredy Fritsche, Leiter Abteilung Lehraufsicht beim Amt für Berufsbildung St. Gallen, sagt, dass Lehrverträge bis ungefähr zu den Herbstferien abgeschlossen werden können. «Wer jetzt noch die Möglichkeit hat, einen Lehrvertrag abzuschliessen, kann die Lehre noch beginnen. Zumindest sollte sich kein Jugendlicher davon abhalten lassen, auch noch im August oder September eine freie Lehrstelle zu finden.»