Was machen, wenn die Schaffenskraft eines Dorfes namens Gähwil in der Fremde derart begehrt ist, dass die Männer, mit Ausnahme des Gemeindepräsidenten, der sich häufig eine Zusatzration Schlaf gönnt, in der Heimat zur Mangelware werden? Am besten man hält sich an die Ratschläge des Bauern Heiri: «Wir werden dumm, dann werben uns keine fremden Herren mehr an.» Wie das geht? «Ganz einfach, genau gleich, wie wenn man faul wird.» Gesagt, getan. Fortan sind die Gähwiler dumm. Das hat den Vorteil, dass die Männer wieder zu Hause sind, bringt aber leider auch Nachteile. Die Einwohner werden mehrfach übers Ohr gehauen oder bauen wegen mangelnder Intelligenz ein Schulhaus ohne Fenster. Weitere Not kommt auf, als Nachbar Kirchberg das kleine Dorf belagert und einnehmen will.
Das Beschriebene sind Ausschnitte des Musicals «Ä sones Gähwil», das die Fünft- und Sechstklässler von Lehrerin Therry Schnyder am Freitag aufführten und dabei mit viel schauspielerischem Talent das Ende der Gähwiler Schulselbständigkeit beschreiben. Erzählt wird es mit viel Witz und Humor von Roman Hubmann, der in seiner Rolle richtiggehend aufblüht. Gesangliche Unterstützung erhalten sie von den übrigen Schülern und Kindergärtlern. Achtzig an der Zahl, die am Ende nicht ohne Zugabe die Bühne verlassen dürfen. Das bestehende Musical hat die in St. Gallen lebende Autorin Rebecca C. Schnyder passend zu Gähwil umgeschrieben.
So schlimm wird es dann doch nicht
Der anwesende Kirchberger Schulpräsident Orlando Simeon konnte die Gemüter beruhigen: «Wir werden es gut miteinander haben. Und zudem ist mein Schulsekretär Fabian Müller ja auch ein Gähwiler, genauso wie eure Sekretärin Silvia Gubelmann, die ab Januar ihren Arbeitsplatz ins Gemeindehaus verlegt.» Erfreut zeigte er sich darüber, dass Gähwil in der Einheitsgemeinde mit Alexandra Lüthi und Nicole Fust zwei Schulrätinnen stellt. «Enttäuschen muss ich die Schüler hingegen dahingehend, dass sie wie im Musical beschrieben nicht mehr zur Schule müssen. Es geht nach den Weihnachtsferien am 9. Januar ganz gewohnt weiter.»
Herz und Seele bleiben im Dorf
Ein nach eigener Aussage ausgeschlafener Gemeindepräsident Christoph Häne beglückwünschte die Anwesenden zum Mut, den sie mit dem Bekenntnis zur Einheitsgemeinde bekundeten. «Die Gähwiler haben einen Hang zur Eigenständigkeit, sind aber auch offen für Neues. Und bedenkt: Die Administration geht wohl nach Kirchberg, Herz und Seele bleiben hingegen im Dorf.»
Laut Werner Messmer waren die Schulen der beiden Dörfer bis 1789 schon einmal vereint, dann entschloss sich Gähwil zum Alleingang. Mit der Zustimmung an der Urne am 18. Mai 2014 haben die Gähwiler nicht das Ende der Schule, sondern den Start zur Einheitsgemeinde eingeläutet. Damit die Vergangenheit nicht in Vergessenheit gerät, wird den Einwohnern und weiteren Interessierten in den kommenden Wochen das Buch «Gähwiler Dorfgeschichten», verfasst von Historiker Armin Eberle, zugestellt. Mit den Worten: «Bei uns in Gähwil geht man erst nach Hause, wenn man zuerst noch eine Weile zusammengesessen ist», leitete Werner Messmer zum Apéro über.