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Schlechten Beginn nicht aufgeholt

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Die Bergbahnen Wildhaus AG schloss das vergangenen Geschäftsjahr mit einer «roten Null». Geschäftsführer Urs Gantenbein erklärt die Gründe und führt aus, welche Auswirkungen dies auf das Projekt Wildhaus 2.0 hat.

Sie haben Anfang Woche die Zahlen des Geschäftsjahrs 2015/16 präsentiert. Wie zufrieden sind Sie?

Urs Gantenbein: Meine Bilanz fällt durchzogen aus. Wenn man nur die nüchternen Zahlen anschaut, kann man gerade mit dem vergangenen Winter nicht zufrieden sein. Aber man muss auch berücksichtigen, dass der Schnee erst nach Weihnachten und Neujahr gefallen ist. Von Mitte Januar bis zum Saisonschluss haben wir gut gewirtschaftet. Aber das Minus vom ganzen ersten Drittel der Saison konnten wir nicht mehr aufholen.

Der Umsatz im vergangenen Jahr liegt um fast eine Million Franken tiefer als im Jahr zuvor. Ist dies nur auf den schlechten Winter zurückzuführen?

Gantenbein: Nein, auch der vergangene Sommer bzw. der für uns wichtigere Herbst ist nicht nach Wunsch gelaufen, obwohl es wettermässig ein Rekordsommer war. Ich möchte jedoch sagen, dass der Umsatz zwar tiefer ist, wir aber dennoch mit einem blauen Auge davon gekommen sind. Aus dem Betrieb resultierte ein Gewinn von rund 878 000 Franken. Hiervon tätigten wir die notwendigen Abschreibungen von 906 000 Franken. Wir erzielten aus dem Betrieb von Bahn und Gastronomie also eine «rote Null».

Wie gehen Sie mit einem solchen Jahr um? Trübt dies die finanzielle Lage?

Gantenbein: Natürlich würden wir gerne jedes Jahr einen grossen Gewinn schreiben. Aber wir wissen um die unbeeinflussbaren Faktoren wie das Wetter. Daher rechnen wir immer auch mit schlechten Jahren. Ein solches ist nun eingetroffen.

Wie ist das Verhältnis zwischen Winter und Sommer? Könnte ein Spitzensommer einen schlechten Winter wettmachen?

Gantenbein: Nein, das nicht. Wir erwirtschaften etwa zehn Prozent unseres Umsatzes im Sommer und Herbst. Aber das lief, wie gesagt, im vergangenen Jahr auch nicht wunschgemäss. Im Sommer war es möglicherweise zu heiss, um unsere Bahn zu nutzen. Der Herbst war dann sehr durchzogen, vor allem die Herbstferien waren verregnet. Normalerweise kann der Sommer einen Teil vom Winter ausgleichen, aber dies auch nur beschränkt.

Die Bahn verzeichnete einen Rückgang beim Personenverkehr, aber auch bei der Gastronomie. Wie sehr hängen diese beiden Bereiche zusammen?

Gantenbein: Dies hängt unter anderem damit zusammen, dass wir im Oberdorf und auf Gamsalp Übernachtungen generieren von Gästen, die bei uns Ski fahren. Wir haben in diesem Winter erlebt, dass Übernachtungen storniert oder erst gar nicht gebucht wurden, weil das Pistenangebot nicht in vollem Umfang zur Verfügung stand. Wir merken stark den Trend zu kurzfristigen Buchungen bei unseren Gästen: Ist Schnee gefallen oder sind Schneefälle angesagt, buchen die Gäste bei uns.

Wie risikoreich ist der Geschäftsbereich Gastronomie?

Gantenbein: Ich bin nach wie vor hundertprozentig überzeugt vom Unternehmungsmodell der integrierten Tourismusunternehmung, also Bahn und Gastronomie zusammen. Selbst im vergangenen nicht befriedigenden Geschäftsjahr konnte die Gastronomie aber einen positiven Deckungsbeitrag an die Gesamtunternehmung leisten. Wir müssen, das gilt für alle Unternehmungsbereiche, die Kostenseite immer im Auge behalten. Die Kosten sollen und dürfen dann anfallen, wenn auch der Umsatz da ist. Wenn kein Umsatz da ist, müssen sie möglichst tief sein.

Eine weitere Sparte, die Tochterfirma SportTreff Toggenburg AG, wurde geschlossen. Warum?

Gantenbein: Die fehlenden Umsätze sowohl im Dezember 2014 als auch im Dezember 2015 haben dem Sportgeschäft in einem gewissen Sinne «den Rest gegeben». Für eine Bergbahn ist guter Saisonstart sehr wichtig, für ein Sportfachgeschäft aber noch entscheidender. Bei einem schlechten Saisonbeginn fehlt nicht nur der Tagesbetrieb in der Kasse, sondern auch das Weihnachtsgeschäft.

Welche Konsequenzen bringt diese Schliessung mit sich?

Gantenbein: Wir mussten nur einer Mitarbeiterin kündigen. Sie hat aber unterdessen eine neue Stelle gefunden, was uns sehr freut. Wie es mit den Filialen in Unterwasser, auf Iltios und im Oberdorf weitergeht, wird sich in den kommenden Wochen weisen.

Die Bergbahnen Wildhaus AG will mit Wildhaus 2.0 ein grosses Projekt realisieren. Ist dies der richtige Zeitpunkt?

Gantenbein: Ja, denn Wildhaus 2.0 ist ja nicht nur ein Projekt, in dessen Rahmen wir neue Anlagen und Angebote realisieren möchten. Es geht noch weiter, denn wir passen unsere Ausrichtung und unsere gesamte Dienstleistung an und legen den Fokus auf das Beginner-Segment, seien dies nun Kinder oder Erwachsene. Zudem hat gerade auch der vergangene Winter gezeigt, dass das Thema Beschneiung nach wie vor von grosser Bedeutung ist. Ohne technische Beschneiung wären wir wohl nicht mit einem blauen Auge davon gekommen.

Welche Auswirkungen hat ein schlechter Winter auf das Projekt?

Gantenbein: Auch hier gilt, dass wir diese Projekte auf eine mittlere bis längere Frist hin planen. Das heisst, wir sind in einer rollenden Planung und können immer wieder den Kurs korrigieren und Entscheide treffen. Zudem sind die baulichen Aspekte des Projektes so angedacht, dass diese allenfalls auch etappenweise realisiert werden könnten.

Wie sieht der aktuelle Stand des Projektes aus?

Gantenbein: Auf der baulichen Seite sind wir sehr gut vorangekommen. Die Besprechungen mit den Umweltverbänden und den Grundbesitzern sind im Gange. Auch die Suche nach Aktionären läuft gut, wir konnten über 400 Aktienzeichnungen entgegennehmen. Ende Mai waren Aktien im Wert von 1,15 Millionen Franken gezeichnet. Wir sind zuversichtlich, dass wir das Ziel von 2 Millionen Franken bis spätestens August 2017 erreichen werden.

Ein Blick auf das laufende Geschäftsjahr: Ist dieses besser angelaufen als das vergangene?

Gantenbein: Ja, wir hatten einen guten Juli, trotz unstetem Wetter. Wir konnten von guten Anlässen profitieren wie dem Openair, dem Königscamp oder der 1.-August-Feier. Gerade an den Tagen mit grossen Events hatten wir das Wetterglück auf unserer Seite. Ich hoffe, dass dies bis im Herbst so bleiben wird und der Winter dann auch wieder rechtzeitig Schnee und Winterstimmung bringt.


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