BENDEL. Wer einmal am Obertoggenburger Feldschiessen aktiv teilgenommen hat, weiss, dass dieser Anlass etwas ganz Besonderes ist. Der Schiesssport und insbesondere das Feldschiessen nehmen vor allem bei Hans Brunner, der heute im Trempel in Krummenau wohnt, einen ganz besonderen Stellenwert ein. Der ehemalige Landwirt kann sich noch genau erinnern, wie er das erste Mal an einem solchen sportlichen Wettkampf teilgenommen hat. Und dass er seit 1948 mit zwei Ausnahmen jedesmal am Feldschiessen mitgemacht hat, hält Bitzi-Hans nicht ohne Stolz fest.
«Geschafft, was wir wollten»
«Man muss nicht immer alles so machen, wie es andere von uns erwarten. Manchmal muss man sich auch wehren.» Damit erklärt er den Streik einer grossen Menge von Schützen, die so erfolgreich dafür gekämpft hatten, dass man im Obertoggenburg das Feldschiessen nach wie vor nicht im Frühling, sondern im August austragen darf. «Wir haben damals nur die Jungschützen und einige wenige Schützen zum Wettkampf geschickt. Wir haben geschafft, was wir wollten. Eine Terminverschiebung war später kein Thema mehr», meint Bitzi-Hans schmunzelnd. Und deshalb trifft man sich auch heute noch im August zum grossen sportlichen Wettkampf.
Hans Brunner, Mitglied des MSV Wintersberg-Bendel, hat mit seinem Karabiner an unzähligen Schiesswettkämpfen teilgenommen. Sein Sportgerät hat er niemals ersetzen müssen. Einzig der Lauf habe einmal ausgewechselt werden müssen, weil er ausgeschossen gewesen sei, erinnert er sich. Der Schiessstand seines Vereins steht im Wintersberg, und dieser ist noch vier Jahre älter als der rüstige Veteran.
Unmittelbar vor dem Hügel neben dem Bauernhaus in der Bitzi, in dem Hans Brunner aufgewachsen ist, wird bis heute vor dem Feldschiessen auf die sechs extra dafür aufgestellten Scheiben geschossen. 1972 fand der Grossanlass das erste Mal dort oben statt. Damaliger Vereins- und auch OK-Präsident war, wie könnte es anders sein, Bitzi-Hans.
Das Vereinsschiffchen gab er nach ein paar Jahren in andere Hände, das OK-Präsidium hat er noch weitere vier Mal innegehabt. «1986 standen da drüben 38 Scheiben», erklärte Brunner, als er in der vergangenen Woche den Schiessplatz inspizierte. Obwohl er heute nicht mehr im Organisationskomitee mitwirkt, interessiert es ihn, wie weit die Vorbereitungen zum Wettkampf fortgeschritten sind.
«Früher ist einiges einfacher gewesen. Man hat nicht lange gefragt. Heute gibt es viel zu viele Vorschriften», bedauert er. Was ihn besonders freut, ist, dass es sich viele Auswärtige nicht nehmen lassen, am Obertoggenburger Feldschiessen teilzunehmen. Findet das Feldschiessen bei einem anderen Verein im Bezirk statt, lassen es sich die rund zwei Dutzend lizenzierten Wintersberger Schützen jeweils nicht nehmen, den Weg dorthin auf Schusters Rappen zu absolvieren.
Gute Resultate schiessen
Den Goldkranz, der für 50 aktive Teilnahmen am Feldschiessen überreicht wird, hat Hans Brunner schon längst in Empfang nehmen können. Auch Feldmeisterschaften hat er gesammelt. An vielen eidgenössischen Schützenfesten hat er erfolgreich teilgenommen. «Wahrscheinlich wird das diesjährige Feldschiessen mein letztes sein. Ich hoffe nun, dass ich noch ein gutes Resultat erziele und die Kameradschaft geniessen kann.» Nicht ausschliessen will Brunner, der während 70 Jahren auch dem Männerchor Wintersberg angehörte, dass er künftig am Veteranenschiessen teilnehmen könnte. Den Karabiner wird er an den Nagel hängen, das Singen im Verein hat er aufgegeben, trotzdem kennt er keine Langeweile. Der 88-Jährige, der einige Jahre auch als Spleissergehilfe tätig war, arbeitet heute viel mit Holz. Dessen Bearbeitung habe er in Kursen erlernt, erzählt er und hat bereits zwei stabile Betten hergestellt. Er arbeitet weiter: an acht Stabellen, die in Auftrag gegeben worden sind.