TOGGENBURG. Trotz Schneefalls war die Jahresversammlung der Zweitwohnungsbesitzer am Freitagabend sehr gut besucht. In der Kirche Alt St. Johann blieben nur wenige Plätze frei, denn die langjährigen und teilweise auch neuen Toggenburger Fans wollten aus erster Hand Informationen aus der Gemeinde erfahren, was sich bei den Bergbahnen Wildhaus tut, und die Meinungen der Podiumsteilnehmer hören.
«Unsichere Zukunft für das Toggenburg?», so der Titel für das Podiumsgespräch mit Kilian Looser, Gemeindepräsident Nesslau, Max Nadig, Präsident Toggenburg Tourismus, Roland Stump, Hotelier und Vertreter Gewerbeverein, sowie Christian Spoerlé, Präsident Kultur Toggenburg und Gemeindepräsident Ebnat-Kappel. Geleitet wurde die Podiumsdiskussion von Peter Hasler, bis April Verwaltungsratspräsident der Schweizerischen Post AG und Vertreter des Vereins Pro Toggenburg, der Interessengemeinschaft der Zweitwohnungsbesitzer im Tal.
Vorhandene Chancen nutzen
Für Christian Spoerlé ist Kultur ein Grundpfeiler der Gesellschaft und muss unbedingt mit dem Tourismus verknüpft werden. Zudem plädiert er dafür, die Einzigartigkeit des Toggenburgs weiterzuentwickeln, «denn dies bringt uns Erfolg». Max Nadig sieht die Destination nicht in Gefahr, auch wenn die jüngere Generation nicht mehr unbedingt Ski fahren will. «Wir haben gewaltige Chancen, können den Gästen Erlebnisse im Schnee auch ohne Ski bieten; und nicht zu vergessen: unsere Natur, die Kultur, das Brauchtum und der Klang sind einzigartig.»
Befragt zu einer möglichen Krise in der Hotellerie sagte Roland Stump: «Unsere Branche steht nicht nur im Toggenburg, sondern im ganzen Alpenraum vor Herausforderungen. Während die Städte hohe Auslastungen erreichen, tut sich das Berggebiet schwer. Zudem wünscht sich der Konsument Preise auf EU-Niveau, wir haben aber die Kosten in Schweizer Franken zu bezahlen.» Als Besonderheit des Toggenburgs bezeichnet der Hotelier die Kleinstrukturiertheit der Beherbergungsangebote.
Zur Entwicklung der Bevölkerungszahlen meinte Kilian Looser: «Aus Sicht der Bewohner ist es nicht so schlecht, wenn alle genügend Platz haben, die Verantwortlichen des Kantons sehen das anders und möchten mehr Steuereinnahmen.» Es gelte, die Anliegen der Gemeinde zu vertreten und trotzdem das ganze Tal im Auge zu behalten. Insgesamt waren sich die Podiumsteilnehmer einig, dass im Toggenburg einiges geschehen muss, aber auch schon vieles aufgegleist ist. Max Nadig sprach von rund 100 Millionen Franken, welche in den kommenden Jahren in der Region investiert werden. «Und das ist ein hoher Betrag, in kaum einer anderen Region tut sich so viel.»
Gemeinde steht finanziell auf gesunden Beinen
Gemeindepräsident Rolf Züllig informierte über den Auszonungsbedarf und verwies dabei auf das Raumplanungsgesetz. Finanziell stehe die Gemeinde heute gut da, es gebe aber hohen Investitionsbedarf. Und zum geplanten Hotelneubau in Wildhaus war zu erfahren, «die Gespräche sind in der finalen Phase». Zweitwohnungsbesitzer, welche genaue Informationen zur Gemeinderechnung möchten, können sich an die Verwaltung wenden, «sie erhalten dann eine Ausgabe der aktuellen Rechnung».
Die geplanten Projekte der Bergbahnen Wildhaus wurden von Urs Gantenbein erläutert. Er zeigte auf, was in den kommenden Jahren gebaut werden soll und dass sich das Unternehmen als Destination für Familien, Gruppen und Menschen, die erstmals mit Schnee in Kontakt kommen, positionieren will.